Dezentrale SEW-Antriebe in der Mehrweg-Abfüllanlage der Klosterbrauerei Andechs

Das mechatronische Antriebssystem vereinigt Synchronmotor, Getriebe und Frequenzumrichter als vollintegrierte Einheit in einem kompakten Gehäuse. Es wurde speziell für die horizontale Fördertechnik in Brauereien entwickelt

Die Andechser Klosterbrauerei installierte 2019 eine neue Glas-Mehrweglinie. Dadurch erhöhte sich die Produktionskapazität, zugleich wurde der Ressourcenaufwand minimiert. Mit 70 dezentralen Antriebseinheiten Movigear Performance von SEW-Eurodrive zog energieeffiziente Technik in die Traditionsbrauerei ein. Die Andechser Brautradition wird fortlaufend durch moderne Methoden und Verfahren weiterentwickelt. Durch die steigende Nachfrage nach dem Kulturgut Bier kommen vorhandene Produktionskapazitäten irgendwann an ihre Grenzen.

Daher traf die Klosterbrauerei Andechs vor wenigen Jahren die Entscheidung, für eine höhere Produktionsleistung in eine zeitgemäße Abfüllanlage und neue Transporttechnik zu investieren. „Die Flaschenfüllerei musste erneuert werden, nachdem sie fast 30 Jahre in Betrieb war“, erläutert Stefan Müller, Leiter Betriebstechnik der Klosterbrauerei. Die seinerzeit verbauten Komponenten waren nicht mehr auf dem Stand der Technik. Ein weiterer Fokus lag auf der Umweltverträglichkeit der Anlage, vor allem in Hinblick auf den Energieeinsatz. Müller fährt fort: „Innerhalb kürzester Zeit sollte der Umbau erfolgen. Um einen längeren Stillstand zu vermeiden, wurde für die Füllerei ein neues Gebäude errichtet.“ Dadurch war ein kurzer Wechsel der Produktion in nur wenigen Tagen möglich. Zugleich sollten auch neue Lagerkapazitäten geschaffen werden. So wird das bisherige Gebäude heute als Lager für ca. 1.500 Leergutpaletten genutzt.

Dezentrale Antriebe: Abfüllanlage erhöht Leistung auf 24.000 Flaschen pro Stunde

Für den Neubau beauftragte die Klosterbrauerei Andechs die BMS Maschinenfabrik in Pfatter bei Regensburg mit der Entwicklung des Gesamtlayouts der Mehrweglinie. Parallel dazu erfolgte die Implementierung von Transportmodulen im Nass- und Trockenteil. „Bei den Antrieben haben wir uns aus mehreren Gründen für SEW-Eurodrive entschieden“, erklärt Stefan Müller. „Die dezentralen Antriebe Movimot hatten wir schon im Einsatz und gute Erfahrungen mit dieser Technologie gesammelt. Von SEW-Eurodrive bekamen wir die Zusage, dass wir bei der Inbetriebnahme der neuen Technik voll unterstützt werden.“ Albert Schenker, Kundenbetreuer im Drive Technology Center Süd von SEW-Eurodrive in Kirchheim bei München, erinnert sich: „Sowohl für die Klosterbrauerei Andechs als auch für SEW-Eurodrive war bei diesem Projekt vieles ganz neu. Ich empfahl dem Kunden Movi-C, unsere neueste Technik. Es war die richtige Entscheidung für beide Seiten.“ Mittlerweile ist die neue Abfüllanlage seit drei Jahren in Betrieb, zur vollen Zufriedenheit des Kunden. Mit ihr wurde die Abfüllleistung von 20.000 auf 24.000 Flaschen pro Stunde erhöht. Gleichzeitig konnte der dafür notwendige Energieeinsatz reduziert werden.

Bierkästen mit leeren, gebrauchten Flaschen werden auf Paletten in den Lagerbereich geliefert und dort entladen. In der benachbarte Füllerei erfolgt eine Prüfung, ob die Kästen in Ordnung sind und die Flaschen automatisch ausgeladen werden können. Anschließend wird der Kasten zum Entkorker transportiert, danach zur Flaschenkontrolle. „Eine Leerguterkennung prüft in den Kisten, was standardisierte NRW-Flaschen sind, die wir verarbeiten, und was Fremdflaschen sind“, erläutert Stefan Müller. „Das ist notwendig, weil es im Handel viele unterschiedliche Flaschenformen gibt. Daher kann der Anteil der Fremdflaschen teilweise bis zu 30 Prozent betragen.“ Ein Sortierauspacker sortiert die NRW-Flaschen zuverlässig aus. Die Leerkästen fahren zum Kastenwascher, werden dort gereinigt, anschließend zum Flascheneinpacker transportiert und somit in den Kreislauf zurückgeführt.

Antriebseinheiten erhöhen Energieeffizienz bei Flaschenreinigung und -inspektion

Die NRW-Leerflaschen werden zur Flaschenreinigungsmaschine „Lavatec E2“ von Krones befördert. Für mehr Energieeffizienz sorgen auch die Antriebseinheiten Movigear Performance, die die Zu- und Abführbänder mit den Flaschen antreiben. Nach der Reinigung durchlaufen sie einen Leerflascheninspektor, der prüft, ob sich Restflüssigkeit in der Flasche befindet, ob die Flasche verschmutzt ist, einen Riss hat und ihre Mündung in Ordnung ist. Anschließend werden die inspizierten Flaschen über Förderbänder zur Abfüllanlage transportiert. Ein Flaschenfüllerkarussell von Krones evakuiert die Flaschen zunächst und spült sie dann mit CO2. Zur Vermeidung von Sauerstoffeinlagerung und um den Druck aus dem Getränk auszugleichen, werden sie anschließend ein weiteres Mal evakuiert und noch einmal gespült. Die Bierflaschen werden so befüllt, dass sie überschäumen und dann sofort verschlossen. Anschließend wird der Füllstand kontrolliert, die Flaschen abgespült und danach etikettiert. Schließlich packt eine BMS-Portalmaschine die Flaschen in Kisten, die anschließend zur Palettierung ins Lager transportiert werden. Hier kommen die beiden Palettierer erneut zum Einsatz, jetzt zur Palettierung der Bierkästen. Somit schließt sich der Kreislauf.

Antriebe für Förderstrecken

„An den zahlreichen Förderstrecken für Kästen und Flaschen wollte der Kunde energieeffiziente Antriebe in dezentraler Technik einsetzen“, erläutert Albert Schenker. „Somit waren die Antriebseinheiten Movigear Performance aus dem Automatisierungsbaukasten ,Movi-C' prädestiniert. Sie haben die Energieeffizienzklasse IE 5 und lassen sich über Profinet ansteuern, was ein weiterer Wunsch des Kunden war.“ Die Antriebseinheiten werden für waagerechte Förderstrecken eingesetzt und benötigen daher keine Bremse. Für schräge Förderstrecken, die eine Bremse erfordern, kommen Standard-Asynchronmotoren zum Einsatz, die über motornahe Umrichter Movimot flexible aus dem Automatisierungsbaukasten „Movi-C“ gespeist werden. Aufgrund seiner horizontalen Durchgängigkeit durch alle Elektronikprodukte lassen sich unterschiedliche Motortypen mit nur einem Umrichtertyp ansteuern und man benötigt nur eine Engineeringsoftware. „Dieses Projekt war die erste Abfüllanlage mit Movigear und integrierter Antriebselektronik, die SEW-Eurodrive für einen Brauereikunden geplant und die erste, die in Deutschland installiert wurde“, erinnert sich Kundenbetreuer Albert Schenker. Und der Leiter Betriebstechnik Stefan Müller ergänzt: „Wir haben einen guten Draht nach Kirchheim und immer Vertrauen zu SEW gehabt. Zudem schätzen wir sehr die Offenheit, mit der SEW uns begegnet.“
 

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