Business Lunch mit Matthias Schlüter, Director Anuga Foodtec zum Messe-Highlight 2024 in Köln

Vier Gänge mit fünf Fragen

Matthias Schlüter, Director Anuga Foodtec

Matthias Schlüter ist seit über 23 Jahren bei der Koelnmesse im Bereich F&B tätig und seit knapp 14 Jahren Director der Anuga Foodtec. Mit dieser Erfahrung ist es seine Leidenschaft, die F&B-Industrie weltweit mit ihren Lieferanten zusammenzubringen. Im exklusiven LMV-online.de Business-Lunch sprechen wir mit dem ausgewiesenen Branchenexperten über Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Individualisierung in der Lebensmittelindustrie im Zusammenhang mit der diesjährigen Anuga Foodtec. Die Weltleitmesse für prozessübergreifende Zukunftstechnologien wird vom 19.-22. März in Köln stattfinden.

1. Amuse-Gueule: Das Leitthema der Anuga Foodtec 2024 ist „Responsibility“ und soll messeübergreifend Akzente setzen. Was erwartet die Fachbesucher konkret?

Wenn wir die gravierenden Herausforderungen unserer Branche betrachten - sei es, dass wir für 20 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen und für 20 Prozent des weltweiten Frischwasserverbrauch verantwortlich sind, sei es, dass 30 Prozent der produzierten Lebensmittel verschwendet werden oder der Kontrast zwischen Hunger und Überernährung weltweit - dann wird die Notwendigkeit einer tiefgreifenden Veränderung offensichtlich. In diesem Kontext gewinnt unser Leitthema „Responsibility“ an Bedeutung. Wir streben danach, Verantwortung in allen Bereichen der Lebensmittel- und Getränkeproduktion zu einem zentralen Element zu machen, wobei der Fokus nicht nur auf Umwelt und Nachhaltigkeit liegt, sondern auch auf sozialen und wirtschaftlichen Aspekten. Auf der Main Stage der Anuga Foodtec präsentieren wir in diesem Rahmen Lösungen und Innovationen, die diese Verantwortung in den Vordergrund rücken. Das Fachprogramm lädt zum Austausch zwischen Branchenfachleuten und Führungskräften ein. Ein prägnantes Beispiel für die vorgestellten Innovationen ist die Kavitationsextraktion im Gegenstrombereich. Diese Methode illustriert perfekt, wie moderne Technologien natürliche und bisher ungenutzte Nebenprodukte in wertvolle Nahrungsergänzungsmittel umwandeln können, während sie gleichzeitig die Energieeffizienz steigern und den ökologischen Fußabdruck verringern.

Ein weiteres Beispiel, das auf der Anuga Foodtec vorgestellt wird, ist ein nachhaltiges Verpackungssystem, das traditionelle Kunststoffverpackungen durch biologisch abbaubare Alginat-Beutel ersetzt. Diese werden direkt während der Abfüllung geformt, was wiederum nicht nur zur Reduzierung von Plastikmüll beiträgt, sondern auch neue Wege für umweltfreundlichere Verpackungslösungen in der Lebensmittelindustrie eröffnet.

Darüber hinaus finden sich an den Ständen der Aussteller hunderte Lösungen, mit denen Energie eingespart, mit denen die Haltbarkeit von Lebensmitteln erhöht oder mit denen die Recyclingfähigkeit der Verpackungen verbessert werden. Jeder Besucher wird Lösungen für Themen finden, die genau zu seinem Unternehmen passen.

2. Vorspeise: In diesem Zusammenhang stehen Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Individualisierung in diesem Jahr besonders im Fokus. Inwieweit spielt der neue Ausstellungsbereich Umwelttechnologie und Energie dabei eine Rolle?

Im neuen Ausstellungsbereich „Environment & Energy“ konzentrieren wir uns intensiv auf die Rolle, die moderne Energielösungen wie Solarthermie, Wärmepumpen, Biogas und Biomasse in der Lebensmittelindustrie spielen können. Es ist uns ein Anliegen, aufzuzeigen, wie Unternehmen durch diese Technologien nicht nur einen aktiven Beitrag zur Energiewende leisten, sondern gleichzeitig ihre CO2-Emissionen erheblich senken und die Energieeffizienz verbessern können. Dieser Bereich reflektiert die enge Verbindung zwischen Energiemanagement und den zentralen Themen unserer Zeit: Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Individualisierung.

Parallel werden Lösungen zum Abwassermanagement gezeigt, was ein weiterer kritischer Aspekt für eine nachhaltige Produktion in unserer Branche ist. Durch fortschrittliche Digitalisierungstechnologien können Unternehmen genaue Einblicke gewinnen und verstehen, wo und wie sie ihre Wasserwirtschaft optimieren können. Dies ist entscheidend, da effizientes Wassermanagement nicht nur zur Ressourcenschonung beiträgt, sondern auch die Betriebskosten senkt und die Umweltbelastung minimiert.

3. Zwischengang: Corona-bedingt hielten sich auf der Anuga Foodtec im Frühjahr 2022 einige Aussteller zurück. In diesem Jahr sieht das wieder anders aus. Wie viele Aussteller werden sich in Köln präsentieren und wie sieht es bei der Internationalität aus?

Wir sehen eine eindrucksvolle Rückkehr zur Normalität nach den Herausforderungen der Corona-Pandemie. Dieses Jahr werden sich rund 1.350 Aussteller, darunter viele, die 2022 aufgrund der Pandemie pausierten, in Köln präsentieren. Der internationale Anteil liegt dabei bei beachtlichen 60 Prozent, was die globale Relevanz und Attraktivität der Messe unterstreicht. Zudem erwarten wir mehr als 40.000 Fachbesuchende aus etwa 150 Ländern. Das zeigt eine signifikante Erholung und Steigerung der Internationalität im Vergleich zu den Vorjahren. Darüber hinaus ist die angekündigte Präsenz von internationalen Delegationen aus der Ukraine, Ostafrika und Sri Lanka und Indien ein weiterer Beleg für das weltweite Interesse und die Vorfreude auf die Messe. Dies spiegelt sich auch in der Aktivität in den sozialen Medien wider, wo die Begeisterung der internationalen Aussteller und Besucher deutlich zu spüren ist.

Ein weiterer Indikator für das zunehmende internationale Engagement ist die Teilnahme chinesischer Besucherinnen und Besucher. Während zur letzten Anuga Foodtec nur sieben Besuchende aus China anwesend waren, haben sich für die diesjährige Veranstaltung bereits Mitte Februar 12 Personen allein von den Unternehmen Yili und Mengnui angemeldet. Dies verdeutlicht den Trend zu einer verstärkten internationalen Teilnahme und die wachsende Bedeutung der Anuga Foodtec als Plattform für den globalen Austausch und die Entwicklung in der Lebensmittel- und Getränkeindustrie.

4. Hauptgang: Bei allen positiven Erfahrungen der digitalen Kommunikation: Messen entwickeln sich wieder zum Dreh- und Angelpunkt für Networking, Geschäftsanbahnungen und -abschlüsse. Trotzdem müssen zusätzliche Anreize für Aussteller und potentielle Fachbesuchende gesetzt werden. Was unternimmt die Koelnmesse in dieser Richtung und macht die Anuga Foodtec einzigartig?

Trotz des Aufschwungs digitaler Kommunikationswege, insbesondere während der Pandemie, bestätigt sich die anhaltende Bedeutung von Messen als unverzichtbare Knotenpunkte für Networking und Geschäftsentwicklungen. Die Koelnmesse nimmt diese Entwicklung zum Anlass, indem sie die Anreize für Aussteller und Fachbesuchende weiter ausbaut. Ein Paradebeispiel dafür ist die Anuga Foodtec. Diese Messe hebt sich durch ihre internationale Reichweite hervor und etabliert sich als zentraler globaler Treffpunkt für die Lebensmittel- und Getränkeindustrie. Die Integration innovativer Formate und digitaler Technologien, gepaart mit einem gezielten Fokus auf aktuelle Branchenthemen, verleiht der Veranstaltung ihren einzigartigen Charakter.

Die anfängliche Annahme, Messen würden durch die Pandemie an Bedeutung verlieren, hat sich recht bald als falsch erwiesen. Nichts kann den Wert persönlicher Treffen ersetzen - ein Faktor, der besonders in unserer Branche von Bedeutung ist, wo große Maschinen nicht einfach mal im Auto zum Kundentermin mitgenommen werden können. Messen wie die Anuga Foodtec bieten eine zentrale Plattform, auf der weltweite Lösungen kompakt präsentiert werden. Dies erspart Besuchenden zahlreiche Reisen zu verschiedenen Anbietern. Somit erweisen sich Messen nicht nur für die Besucherinnen und Besucher, sondern auch für die Aussteller als äußerst effizientes Tool, da sie innerhalb kürzester Zeit ein umfassendes Publikum erreichen und sich mit der globalen Nachfrage nach Anlagen und Innovationen direkt auseinandersetzen können.

5. Dessert: Eine gesunde und nachhaltige Ernährung gerade in stressigen Zeiten ist eines der Trendthemen in der heutigen Zeit. Wie bekommen Sie das Thema persönlich in den Griff?

Auch wenn wir schon beim Dessert sind: Für mich fängt die gesunde Ernährung mit dem Frühstück an. Ich gehe nie ohne Frühstück aus dem Haus. Meistens starte ich mit einem Porridge mit frischen Früchten, mittags gibt es dann nur etwas Kleines und abends koche ich frisch. Ein Großteil meines Wocheneinkaufs sind Bioprodukte.

Herr Schlüter, vielen Dank für die vielfältigen Einblicke und das sehr interessante Gespräch.
 

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