Interview: Managementwechsel bei der Grundfos-Tochter Hilge

Im Gespräch mit Axel Thoegersen, Hilge und Peter Hubert, Grundfos

Axel Thoegersen und Peter Hubert

Seit dem 1. April 2014 ist Axel C. Thoegersen als neuer Geschäftsführer für Grundfos Hilge tätig. Der vorherige Werksleiter des Standorts Bodenheim löst Stephan Göttsche ab, der sich nun wieder auf das Management der Grundfos Pumpenfabrik in Wahlstedt konzentriert.

Der weltweite Markt für Hygienepumpen wird auf mehrere Hundert Millionen Euro geschätzt. Grundfos deckt mit seinem Produktportfolio einen Großteil dieses Marktes ab und gehört schon heute zu den führenden Anbietern, schöpft aber bislang nur einen Teil dieses Umsatzpotentials aus.

Thoegersen hat an der Technischen Universität Dänemark in Lyngby seinen Master of Science in Engineering absolviert und verfügt darüber hinaus über ein Diplom in Supply Chain Management. In den zurückliegenden 15 Jahren sammelte er Erfahrungen in internationalen Unternehmen wie Danfoss und NovoNordisk. Seit 2007 gehört er dem Grundfos-Konzern an, war seitdem in verschiedenen Ländern und Funktionen tätig. Bereits 2012 übernahm er die Position des Betriebsleiters bei Hilge, zu dessen Geschäftsführer er nun ernannt wurde. Er ist verheiratet und hat drei Kinder.

LMV-online.de traf Axel Thoegersen kürzlich zusammen mit seinem Kollegen Peter Hubert, der für den Vertrieb der Hygienepumpen verantwortlich ist, zu einem Interview über Ziele, Erwartungen und Pläne.

LMV-online.de: Herr Thoegersen, Wenn wir Sie zitieren dürfen: „Service am Kunden ist eine Haltung, keine Fachabteilung“. Was genau verstehen Sie darunter?

Thoergersen: Es ist wichtig, dass jeder einzelne Mitarbeiter mit außerordentlichem Engagement das Thema Kundenservice verinnerlicht, egal in welchem Bereich er tätig ist. Der Kunde sollte bei allen Handlungen an erster Stelle stehen. Ich erwarte, dass wir nicht die Verantwortung abgeben, sondern stets unser Bestes geben, um den Kunden voll und ganz zufrieden zu stellen. Wir müssen das mit voller Hingabe leben, nicht nur auf ein Kärtchen schreiben.

LMV-online.de: Mit Ihrer Übernahme der Verantwortung für Hilge sind hohe Erwartungen verbunden, beispielsweise weiteres Wachstum und der Ausbau der Marktanteile. Wie möchten Sie diese hochgesteckten Ziele erreichen?

Thoegersen: Ich bin seit 2012 hier in Bodenheim für Hilge tätig, habe als Werksleiter am Standort begonnen. Damals hatte ich noch einen Plan für die ersten 100-Tage. Bis dahin war Hilge zwar vertriebsseitig im Grundfos-Konzern integriert, aber noch nicht im operativen Bereich. Mit der neuen Verantwortung verfolge ich in Fortführung meiner Arbeit, die operative Seite des Unternehmens zum Wohle der Kunden weiter zu stärken. Im Hause Grundfos verfügen wir über umfangreiches Wissen und langjährige Erfahrungen im Pumpenmarkt. Das hilft uns auch für Hilge mit seinem Programm an Hygienepumpen für den Getränke, Lebensmittel und Pharma-Bereich. Unser oberstes Ziel ist, die Services und Dienstleistungen für die Kunden noch zu verbessern, beispielsweise bestellte Produkte schneller und zuverlässig auszuliefern.

Hubert: Hilge ist seit mehr als 150 Jahren ein starker Partner im Hygienebereich. Wir verfolgen stark das Cross-Selling-Konzept. Unser Portfolio umfasst mittlerweile neben den Pumpen auch Motoren, Frequenzumrichter, Sensoren, Automationsteile, die sich für den Einsatz im Lebensmittel- und Pharmabereich eignen. Wir sind nahe dran, uns zum Komplettlieferant in unserem Bereich zu entwickeln. So können wir besser auf die Bedürfnisse unserer Kunden eingehen und erzielen eine höhere Wertschöpfung.

LMV-online.de: Herr Hubert, Sie sind der Vertriebsdirektor für den Bereich Getränke, Lebensmittel und Pharma. Wie gestaltet sich die gemeinsame Zusammenarbeit?

Hubert: Während Axel Thoegersen sich um die Führung des Produktionsbereichs kümmert, habe ich als Vertriebsleiter für Deutschland den Kontakt zu unseren Kunden als Hauptaugenmerk. Von rund 1.300 Mitarbeitern, die für Grundfos in Deutschland arbeiten, kümmern sich gut ein Drittel um die Abnehmer unsere Produkte in den drei Bereichen Wasserwirtschaft, Gebäude & Industrie. Hier haben wir es mit so genannten OEMs wie Anlagenbauern, aber auch mit Endkunden wie beispielsweise Brauereien zu tun. Unsere Verkaufsmitarbeiter betreuen die Kunden entweder direkt oder über ein lokales Partner-Netzwerk. In der Matrixorganisation, in der wir agieren, tauschen wir beide uns funktionsübergreifend regelmäßig aus. Diese Struktur ist auch im Werk in Bodenheim sichtbar. In der Herstellung unserer Hilge-Pumpen sind 130 Mitarbeiter tätig, weitere Fachleute für Hygieneanwendungen arbeiten im Competence Center für Food, Beverage und Pharma. Das Unternehmen nutzt den Standort, um seine Kompetenzen zu bündeln. Die hier gefertigten Hygiene- und Sterilpumpen werden von über 50 Vertriebsgesellschaften der Grundfos-Gruppe global vertrieben.

LMV-online.de: In welcher Region in der Welt sehen Sie die größten Wachstumschancen für Hilge? Spielt auch Deutschland eine Rolle?

Hubert: In den vergangenen ein oder zwei Jahren haben sich die “Emerging Markets“ auch zu unseren Gunsten entwickelt. Sicherlich haben wir beispielsweise in Brasilien vom Bauboom rund um die WM profitiert, hier aber eher in den Bereichen Wasser- und Gebäudetechnik. Europa, der Mittlere Osten und vor allem Russland waren für uns starke Märkte und werden auch in Zukunft eine große Rolle spielen. China und die gesamte Asien-Pazifik-Region entwickeln sich vielversprechend. Deutschland ist und bleibt unser größter Markt. Die großen Ausrüster sitzen hier und versorgen mit ihren Anlagen Produzenten von Getränken, Nahrungsmittel und Arzneimitteln in der ganzen Welt – die Pumpen von Hilge spielen hierbei eine wichtige Rolle. Generell gilt: Im Bereich der Lebensmittel-, Getränke und Pharmaherstellung ist viel Bewegung, bedingt durch ständig wachsende Nachfrage nach Innovationen, aber auch zur Steigerung des Lebensstandards. Wir sehen hier mit Zuversicht auch einen zunehmenden Bedarf an zuverlässigen Hygiene-Pumpen.

LMV-online.de: Hilge steht für Qualität im Hygienebereich, die Produkte, die Ihre Kunden kaufen, sind aber schon seit längerem auf dem Markt. Haben Sie Innovationen in der Pipeline und wenn ja, wann präsentieren Sie sie dem Markt?

Hubert: Es wäre noch zu früh, hier konkrete Details zu verraten. In der Tat planen wir die Vorstellung neuer, innovativer Produkte, die wir dem Markt Ende kommenden Jahres präsentieren wollen. Bessere Energieeffizienz wird dabei auch eine Rolle spielen. Thoegersen: Derzeit konzentrieren wir uns darauf, unsere Serviceleistungen zu verbessern. Ein Beispiel ist „Fast Track“, ein System, das wir ins Leben gerufen haben, um unseren Kunden im Notfall schnell helfen zu können. So können wir Standardpumpen, auch im Hygienebereich, die normalerweise eine Bauzeit von zwei bis vier Wochen haben, innerhalb von wenigen Tagen ausliefern. Unterstützt wird dies durch eine Anpassung in der Lagerhaltung, um noch schneller bei Kundenanfragen reagieren zu können.

LMV-online.de: Energieeffizienz ist ein wichtiges Thema für Grundfos, gerade im Bereich der Pumpen für die Gebäudetechnik sind die Einsparpotenziale gewaltig. Wie sieht es bei den Pumpen für die Lebensmittel- und Pharmaindustrie aus?

Thoegersen: Man kann Pumpen immer energieeffizienter gestalten. Wir kennen das im Bereich der Wasserpumpen. Für die Hygienepumpen waren bislang eher Aspekte wie gute Reinigungsmöglichkeiten gefragt, so dass wir das Thema Einsparung von Energie nicht in unseren primären Fokus gerückt haben. Aber die Tendenz gibt es auch ganz klar in diesem Bereich. Wir stehen hier noch am Anfang, aber Kunden fragen mehr und mehr nach.

LMV-online.de: Eine letzte Frage – die eher privater Natur ist: Wer ist für Sie der größte Titelaspirant bei der Fußball-WM?
Hubert/Thoegersen: Selbstverständlich hoffen wir beide auf Deutschland, schätzungsweise wird es aber Brasilien oder die Niederlande werden.

Wir danken Ihnen beiden für das Gespräch!