Auftragseingang im Maschinen- und Anlagenbau verzeichnet schwachen Jahresstart

Deutscher Einkaufsmanager-Index sinkt im Februar 2023 auf den tiefsten Wert seit drei Monaten

Maschinenbau

Zu Jahresbeginn 2023 sind die Bestellungen im Maschinen- und Anlagenbau aus Deutschland ein weiteres Mal deutlich gesunken. Im Januar blieben die Auftragseingänge um real 18 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Aus dem Inland kamen 16 Prozent weniger Bestellungen, die Auslandsorders gingen um 19 Prozent zum Vorjahresmonat zurück. Dabei fiel der Auftragsrückgang aus den Euro-Ländern mit acht Prozent deutlich geringer aus als das Minus aus den Nicht-Euro-Ländern, deren Bestellungen einen Rückgang von 23 Prozent verbuchten.

„Im vergangenen Jahr war der Januar ein starker Auftakt mit einem Orderplus von fast 20 Prozent. Deshalb spielt jetzt der statistische Basiseffekt für den ebenso kräftigen Rückgang eine maßgebliche Rolle. Aber nach wie vor sind viele Kunden angesichts der erheblichen Unsicherheiten mit Neuinvestitionen zurückhaltend. Zwar hat sich die Lage in den Lieferketten etwas entspannt, aber der Ukraine-Krieg, die hohe Inflation und die lange schwächelnde chinesische Wirtschaft dämpfen nach wie vor die Konjunktur“, erläutert VDMA-Chefvolkswirt Dr. Ralph Wiechers. Im weniger schwankungsanfälligen Drei-Monats-Zeitraum November 2022 bis Januar 2023 sanken die die Bestellungen im Maschinen- und Anlagenbau preisbereinigt um 17 Prozent zum Vorjahr. Im Inland wurden zehn Prozent weniger Aufträge verbucht mit dem Ausland wurde ein Bestellminus von 20 Prozent verbucht. Dabei gingen die Orders aus den Euro-Ländern um 18 Prozent zurück, das Minus mit den Nicht-Euro-Ländern betrug 20 Prozent.

Eine Zusammenfassung der Jahresergebnisse von 2022 lesen Sie hier.

EMI: Weniger Lieferengpässe lassen Produktion im Februar leicht steigen

Laut S&P Global wurde die generelle Produktion in der deutschen Industrie angesichts störungsfreier laufender Lieferketten im Februar zum ersten Mal seit neun Monaten wieder geringfügig ausgeweitet. Die anhaltende Nachfrageflaute und die erneut schwachen Auftragseingänge sorgten dafür, dass der saisonbereinigte S&P Global/BME-Einkaufsmanager-Index (kurz EMI) von 47,3 im Vormonat auf 46,3 Punkte im Februar nachgab. Der deutsche Purchasing Managers Index (kurz PMI) sank damit auf den tiefsten Wert seit drei Monaten.

„Wann kehrt der EMI in seine Erfolgsspur zurück? Denn auch im Februar blieb er wieder einiges schuldig“, betonte Dr. Helena Melnikov, Hauptgeschäftsführerin des Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik (kurz BME). Trotz leicht gestiegener Produktion bewege sich der deutsche PMI bereits seit acht Monaten deutlich unter der 50-Punkte-Wachstumsschwelle. „Positiv: Die Engpässe in den Lieferketten lassen nach, die Einkaufspreise sind erstmals wieder gesunken und die Geschäftsaussichten in den Unternehmen werden besser. Negativ schlagen die erneut geschrumpften Auftragseingänge zu Buche“, so Melnikov abschließend.

„Die Corona-Krise war durch einen Angebotsschock bedingt: Lieferkettenprobleme und Betriebsschließungen führten zu einem Nachfrageüberhang und deshalb zu Preissteigerungen“, kommentierte Dr. Gertrud R. Traud, Chefvolkswirtin der Helaba Landesbank Hessen-Thüringen, auf BME-Anfrage die aktuellen EMI-Daten. Nunmehr baue sich das Angebot wieder auf, die Nachfrage schwächele aber aufgrund der hohen Inflationsraten. „Diese werden im Laufe des Jahres aber sukzessive zurückgehen, weil es nunmehr einen Angebotsüberhang gibt. Bis dahin wird das Wachstum verhalten bleiben. Die Rezession wird Deutschland aber bereits im zweiten Quartal hinter sich lassen“, fügte die Helaba-Bankdirektorin in ihrem Statement für den BME hinzu.

„Die pessimistische Stimmung der Wirtschaft hat sich zwar etwas aufgehellt, jedoch hält sich der Optimismus sehr in Grenzen. Die Industrie tritt nach wie vor auf der Stelle. Zwar zeigt sich seitens der wieder besser laufenden Lieferketten eine Entspannung auf der Angebotsseite, aber angesichts der schwachen Weltkonjunktur und der noch gefüllten Lager sinken die Aufträge. Die Ungewissheit bleibt hoch“, teilte DIHK-Konjunkturexperte Dr. Jupp Zenzen dem BME mit.

Die Entwicklung der EMI-Teilindizes im Überblick

Der saisonbereinigte Teilindex Produktion durchbrach im Februar erstmals seit neun Monaten wieder, wenn auch nur sehr knapp, die Wachstumsschwelle von 50,0 Punkten. Das Plus fiel deshalb so marginal aus, weil die Zuwächse sowohl im Konsum- als auch im Investitionsgüterbereich fast vollständig vom anhaltenden (obgleich langsameren) Rückgang im Vorleistungsgüterbereich überkompensiert wurden. Die Auftragseingänge schrumpften im Berichtsmonat ein weiteres Mal. Einbußen wurden in allen drei Teilbereichen verbucht, am stärksten fielen diese jedoch im Vorleistungsgüterbereich aus, wo viele Befragte berichteten, dass die Kunden aufgrund hoher Lagerbestände Aufträge reduziert oder storniert hätten. Ein weiterer Faktor war die abwartende Haltung vieler Unternehmen angesichts der nach wie vor großen Unsicherheit in den Märkten und der anhaltenden geopolitischen Spannungen. Immerhin, das Minus hat sich den vierten Monat in Folge abgeschwächt und fiel so geringfügig aus wie seit Mai 2022 nicht mehr.

Der saisonbereinigte Teilindex Auftragseingang Export sackte auf den tiefsten Stand seit November 2022 und büßte damit praktisch all seine Zugewinne aus den vergangenen zwei Monaten wieder ein. Der Optimismus unter den deutschen Produzenten wächst, wenn auch vergleichsweise langsam. Im Hinblick auf ihre zukünftigen Produktionsraten knüpfen viele Befragte ihre Hoffnungen an eine Belebung der Nachfrage, eine abklingende Inflation und weniger Lieferunterbrechungen. Nichtsdestotrotz bleibt die Zuversicht im Vergleich zur Situation vor etwas mehr als einem Jahr kurz vor dem Einmarsch Russlands in die Ukraine eher gedämpft.

Trotz rückläufiger Neuaufträge setzten die Industrieunternehmen ihren Jobaufbau fort. Die Zuwachsrate beschleunigte sich zwar etwas im Vergleich zum Vormonat, war aber dennoch die zweitschwächste in der seit zwei Jahren andauernden Wachstumsphase. Nach fast zweieinhalb Jahren kontinuierlicher Steigerungen mit Rekordwerten 2022 gingen die Einkaufspreise im Februar erstmals zurück. Niedrigere Rohstoffpreise infolge der rückläufigen Nachfrage wurden von vielen Befragten als Hauptgrund für den Rückgang angegeben. Die Verkaufspreise wurden abermals angehoben, da viele Unternehmen nach wie vor versuchen, ihre höheren Kosten an die Kunden weiterzugeben. Zwar schwächte sich die Inflationsrate von den Rekordhochs 2022 auf den niedrigsten Stand seit zwei Jahren ab, sie notierte aber weiterhin über ihrem Langzeit-Durchschnitt. Am deutlichsten hoben die Hersteller von Investitionsgütern ihre Preise an, am geringfügigsten jene von Vorleistungsgütern.
 

Passende Anbieter zum Thema

Separation, Homogenisierung, Verpacken, Kühlen, Einfrieren, Maschinenbau, Anlagenbau, Pumpen, Ventile, Verfahrenstechnik
Weima, Maschinenbau, Recycling, Pressen, Granulieren
Anlagenbau, Prozesstechnik, Automatisierung, Visualisierung, Engineering, Consulting, Hygienic Design, Montage Anlagen, Rohrleitungsbau, Thermische Produktbehandlung, Turn Key Projekte, Wartung und Instandhaltung