
Hygienisches Design wird häufig unter dem Aspekt der Konformität betrachtet, doch seine Rolle geht weit über das Bestehen von Audits hinaus. Für Hersteller in der Lebensmittel-, Getränke- und Pharmaindustrie unterstützt ein hygienisches Design die tägliche betriebliche Leistung, die Kostenkontrolle und Nachhaltigkeitsziele. Bei der Entwicklung hygienegerechter Systeme geht es nicht nur um den Schutz der öffentlichen Gesundheit: Hygiene ist entscheidend für Effizienz und langfristige Widerstandsfähigkeit.
Angesichts steigender Produktionskosten und zunehmend strenger Umweltschutzanforderungen konzentrieren sich Unternehmen derzeit auf die Reduzierung von Verschwendung, Energieverbrauch und Stillstandszeiten. Hygienisches Design spielt eine Schlüsselrolle bei der Erreichung dieser Ziele, indem es Reinigungsprozesse nicht nur beschleunigt, sondern auch besser planbar und weniger ressourcenintensiv macht.
Tatsächliche Kosten eines mangelhaften Designs
Die stärksten Auswirkungen eines mangelhaften Systemdesigns machen sich eher in kontinuierlichen Ineffizienzen als in gelegentlichen Vorfällen bemerkbar. Längere Reinigungszyklen verbrauchen mehr Wasser, Energie und Chemikalien, was die Betriebskosten in die Höhe treibt und die Umwelt belastet. Jede zusätzliche Minute, die für die Reinigung aufgewendet wird, geht für die Produktion verloren, verringert somit den Durchsatz und bringt Liefertermine in Gefahr.
Systeme, die aufwändig demontiert werden müssen oder über unzugängliche Oberflächen verfügen, verursachen unnötige Mehrarbeit und erhöhen das Risiko menschlicher Fehler bei der Desinfektion. Die Kombination dieser Faktoren verursacht wiederkehrende Kosten, die sich langfristig auf die Rentabilität und Nachhaltigkeit auswirken.
Warum hygienisches Design wichtig ist
Der Schwerpunkt des hygienischen Designs liegt auf einer schnelleren, einfacheren und zuverlässigeren Reinigung, indem auf Konstruktionsmerkmale verzichtet wird, die ein Ansammeln von Rückständen begünstigen oder die Desinfektion erschweren. Das Ziel ist einfach: Die Systeme sollen gründlich, regelmäßig und in kürzerer Zeit gereinigt werden, ohne dass neue Risiken entstehen.
Der Weg dorthin beginnt mit dem strukturellen Design. Die Systemoberflächen sollten glatt und abgerundet sein, um Produktansammlungen zu vermeiden, während offene Rahmen und geneigte Profile ein ungehindertes Ablaufen des Wassers ermöglichen. Vollständig verschweißte oder abgedichtete Verbindungen schließen Lücken, in denen sich Bakterien ansammeln könnten, und verringern so das Kontaminationsrisiko.
Korrosionsbeständige Komponenten für Hochdruckreinigung
Ebenso wichtig ist die Auswahl der Materialien. Die verwendeten Komponenten müssen die gesetzlichen Vorschriften für Lebensmittelkontakt erfüllen und in Umgebungen mit Hochdruckreinigung korrosionsbeständig sein. Schaltschränke müssen abgedichtet und oberhalb der Spritzwasserbereiche positioniert werden. Beim Verlegen der Kabel sind schwer zugängliche Bereiche zu meiden. Diese Details schützen nicht nur empfindliche Komponenten, sondern vereinfachen auch die Wartung und verkürzen die Stillstandzeiten.
Hygienisches Design: Kürzere Reinigungszyklen und reduzierter Ressourceneinsatz
Konstruktionsmerkmale dieser Art bringen messbare Vorteile mit sich: kürzere Reinigungszyklen, reduzierter Wasser- und Chemikalienverbrauch sowie geringere Arbeitskosten. In Produktionsstätten, die mehrere unterschiedliche Artikel herstellen, erhöhen schnellere Artikelwechsel die Flexibilität, ohne dass zusätzliche Produktionslinien erforderlich sind. Gleichzeitig fördern Ressourceneinsparungen die Nachhaltigkeit, indem sie Unternehmen dabei helfen, die Auswirkungen auf die Umwelt zu reduzieren und gesetzliche Vorgaben sowie unternehmensinterne Ziele zu erfüllen.
Die gleichen Prinzipien gelten für Inspektionssysteme wie Kontrollwaagen, Metallsuchgeräte und Röntgeninspektionssysteme. Diese für die Installation in der Nähe unverpackter Waren oder zwischen Hygienebereichen vorgesehenen Systeme müssen auf eine gründliche und effiziente Reinigung ausgelegt sein. Wenn keine effektive Desinfektion möglich ist, erhöhen die Systeme das Kontaminationsrisiko entlang der Produktionslinie.
Konformität durch hygienisches Design: Der Ausgangspunkt, nicht das Ziel
Gesetzliche Vorschriften geben grundlegende Leitlinien vor, doch ihre Einhaltung führt nicht automatisch zu effizienten Abläufen. Behörden und Organisationen wie die US-amerikanische Food and Drug Administration (FDA), die European Hygienic Engineering and Design Group (EHEDG) und die Global Food Safety Initiative (GFSI) legen Anforderungen an Reinigungsfähigkeit, Schutzart und Materialkompatibilität fest. Diese Rahmenbedingungen tragen zur Risikominimierung bei. Der größte Nutzen entsteht jedoch, wenn das Design über die reine Konformität hinaus auch eine schnellere, zuverlässigere Reinigung und eine verbesserte Betriebsleistung ermöglicht.
Investitionen, die langfristigen Wert schaffen
Hygienisches Design wird zuweilen als zusätzlicher Kostenfaktor wahrgenommen, doch der ROI ist beträchtlich. Reduzierte Stillstandszeiten, weniger Probleme bei der Wartung und ein geringerer Bedarf an Reinigungsressourcen machen die Anschaffungskosten schnell wieder wett. Mit der Zeit lassen sich auf diese Weise erhebliche Einsparungen erzielen.
Systeme mit hygienischem Design helfen Herstellern, Risiken zu reduzieren und die Widerstandsfähigkeit zu verbessern. Sie erleichtern die Wahrung der Produktintegrität, die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften und die Erzielung konsistenter Resultate. Dies schafft Vertrauen sowohl beim Unternehmen als auch bei den Kunden.
Systemauswahl unter Berücksichtigung der Hygiene
Nicht alle Systeme, die als Washdown-fähig vermarktet werden, sind wirklich hygienefreundlich. Schutzarten bestätigen zwar die Widerstandsfähigkeit gegenüber Wasser und Staub, garantieren jedoch nicht die Reinigungsfreundlichkeit. Bei der Auswahl von Inspektionssystemen sollten Hersteller praktische Fragen stellen: Kann das System gründlich und schnell gereinigt werden? Sind alle Komponenten ohne Spezialwerkzeug zugänglich? Unterstützt das Design aktiv die Hygieneprotokolle, anstatt lediglich die Mindestanforderungen zu erfüllen?
Wenn Systeme von Anfang an auf Hygiene ausgelegt sind, gehen die Vorteile weit über die Konformität hinaus. Hersteller erhalten die Möglichkeit, in einem wettbewerbsintensiven, margensensiblen Markt effizienter zu produzieren, die Erwartungen an die Sicherheit zu erfüllen und die Betriebskosten zu senken.
Autor
Holger Schmidt
Global Industry Manager Food & Beverage, Mettler Toledo Produktinspektion