
Die Damm-Brauerei in Barcelona hat eine fast 150 Jahre alte Geschichte. Heute ist sie die zweitgrößte in Spanien, viel wird nach Portugal und England exportiert. In der großzügigen und modernen Braustätte wird ein Großteil in Dosen aller Varianten abgefüllt. Zur perfekten Dosenkontrolle setzt Damm auf Inspektionstechnologie von „BBull“ Technology aus Königsbach-Stein. Diese analysiert, ob die Dosen unbeschädigt sind, keine Fremdkörper enthalten, der Inhalt mit dem Aufdruck übereinstimmt und das MHD vollständig und lesbar ist. Alle Brau- und Produktionsbereiche sind extrem großzügig, Platznot, wie sie viele deutsche Brauereien kennen, ist hier kein Thema. Vier große Abfüll-Linien für Flaschen, zwei Highspeed-Keg-Linien und drei sehr leistungsfähige Dosen-Linien zwischen 60.000 und 90.000 Dosen pro Stunde sind in der weiß-roten Braustätte beheimatet.
Fast alles läuft automatisch
Was auffällt ist der hohe Grad an Automatisierung. So gibt es in den riesigen Hallen der Dosenabfüllungen so gut wie keine Mitarbeiter. Die Entnahme der leeren Dosen von gewaltigen Lagerbereichen und der Transport der Paletten erfolgt mit autonomen Stapler-Fahrzeugen. Ebenso das Aufsetzen auf die Transporteure der Entpalettierer. Ab dort fahren die Aluminium-Dosen mit rasender Geschwindigkeit auf speziellen Bändern über Hunderte von Metern auf und ab, kreuz und quer durch die Halle. Sie werden ausgespritzt mit Wasser, auf Beschädigungen und Fremdkörper kontrolliert, ebenso ob es die korrekte Dose für das Füllgut ist.
Vor dem Füller wird noch gerinst, dann abgefüllt, verschlossen, pasteurisiert und nach einem langen Transportweg palettiert. Stolz ist die Brauerei darauf, dass sie 6er-, 8er- oder 12er-Mehrstückpackungen seit einiger Zeit nicht mehr mit Plastikfolie wrapped, sondern mit Kartons zusammenfasst. „Da waren wir absoluter Pionier in Spanien, heute machen es fast alle“, sagt Javier Sanchez, Projekt-Ingenieur und im technischen Leitungsteam der Brauerei. Nach dem Palettieren fahren die Paletten wieder selbstständig durch die Hallen bis ins Lager. „Wir haben natürlich schon Operator und Mitarbeiter, die bei Störungen oder Notfällen eingreifen können, auch zum Einlegen der Etiketten oder Kartons. Aber sonst läuft hier in der Abfüllung eigentlich fast alles ohne Menschen“, sagt Sanchez.
Dosenkontrolle: Inhalt muss exakt zum Aufdruck passen
Da die Brauerei seit einigen Jahren enorme Absatzzuwächse verzeichnet, wurde die Produktion kontinuierlich ausgebaut. So hat man in direkter Nachbarschaft das Gelände eines anderen Unternehmens aufgekauft und eine große Halle gebaut. „Uns war klar, dass wir dort unsere neue Dosenlinie Nummer 19 installieren werden. Wir haben die Linie designt und dann das Gebäude darum entwickelt“, erläutert Sanchez. Es wurde eine Dosenlinie mit einer Leistung von bis zu 90.000 Dosen pro Stunde installiert, die im Sommer rund um die Uhr abfüllt.
„Wir haben viele verschiedene Biere und unterschiedlichste Gebindegrößen. Für uns war wichtig, dass wir ein System mit maximaler Sicherheit installieren, so dass keine Dose deformiert oder beschädigt ist, das könnte im Füller oder Verschließer zu großen Problemen führen“, erklärt Sanchez. Er ist seit 17 Jahren bei der Brauerei Damm, ist heute Mitglied der technischen Leistungsebene, die in Spanien, Portugal und GB Brauereien baut und modernisiert.
Fehlerhafte Dosen werden ausgeschleust
Ein zweiter, ebenso wichtiger Aspekt ist, dass der Inhalt der Dose zu 100 Prozent mit dem Aufdruck übereinstimmt. „Es wäre fatal, wenn in einer Dose für ein alkoholfreies Getränk alkoholhaltiges Bier wäre, oder in einer Dose speziell mit dem Aufdruck ‚glutenfrei‘ ein normales Bier wäre. Für Menschen mit Zöliakie wäre das extrem schlecht“, unterstreicht Sanchez. Damit Inhalt und Dose übereinstimmen, hat jedes einzelne Produkt einen Barcode aufgedruckt, der exakt dieses Produkt abbildet. Das heißt, der Barcode von jeder Dose muss überprüft und verifiziert werden. „Schließlich ist es für uns wichtig, dass auf jeder Dose ein MHD korrekt aufgedruckt ist, das voll lesbar ist. Auch das muss kontrolliert werden. Behälter mit fehlerhaften oder nicht vollständigen Aufdrucken müssen sicher ausgeschleust werden.“
Im Moment werden die Aufdrucke noch mit Tinte und einem Inkjet-Drucker aufgebracht, es ist aber schon alles vorbereitet für die Beschriftung mit Laser. „Wir haben uns in der Branche lange umgehört, wer uns die bestmögliche Lösung für diese Kontrollen anbieten kann und uns dann für das Unternehmen „BBull“ Technology entschieden. Das war die absolut richtige Entscheidung“, sagt Javier Sanchez.
Multi-Kamera-System in der Dosenkontrolle prüft auf Verformungen, Schäden und Verunreinigungen
In Zusammenarbeit mit dem spanischen Unternehmen „Sicopack“, das für den Vertrieb und die Wartung der „BBull“-Systeme in Spanien zuständig ist, erhielt „BBull“ den Auftrag der Brauerei Damm. Geliefert wurde für die neue Dosenlinie 19 ein Multi-Kamera-System aus Leerdosen-Inspektionssystem „Image ECI“ und dem Etiketten- und Label-Inspektionssystem „Image 360“. Das Ziel ist die frühzeitige Erkennung von Schäden und Verunreinigungen. Diese Dosenkontrolle minimiert Abfall und verhindert im schlimmsten Fall größere Störungen am Füller und Verschließer oder den worst case: ein Produktrückruf.
Erkannt werden selbst kleine Fehler und Verunreinigungen mit speziellen Kameraoptiken und Beleuchtungen für jeden wichtigen Teil der Dose. Eingesetzt werden kann das System bei jeder gängigen Dosengröße, das Material, ob Stahl oder Aluminium spielt dabei keine Rolle. Erkannt und überprüft werden der Dosenflansch, die Deckplatte, Verformungen, Verunreinigung des Bodens sowie die innere Seitenwand. Die Hochleistungskameras nehmen dazu Bilder von jeder Dose auf und verwenden eine Ringlichtbeleuchtung für eine gleichmäßige Ausleuchtung. Für Getränkedosen wird dazu eine Diffusor-Fläche eingesetzt. Bis zu 140.000 Einheiten pro Stunde könnten so in der Dosenkontrolle geprüft werden, fehlerhafte werden sie sicher ausgeschleust. Die Bedienung und Visualisierung erfolgt über ein 21"-Farb-Display
Inspektionslösung checkt Etikett/Aufdruck und MHD
Das anschließende System „Image 360“ ist die fortschrittliche Inspektionslösung im Rahmen der Dosenkontrolle für eine optimierte Getränkeabfüll-Effizienz. Bei höchsten Füllgeschwindigkeiten wird durch Rundum-Kameras die korrekte Sorte über einen Barcode erkannt, dass also der Inhalt zum Layout passt. Bei minimalstem Behälterabstand erfassen mehrere Kameras Bilder des Produkts aus verschiedenen Blickwinkeln, um einen umfassenden Überblick zu erhalten. Die Bilder werden zusammengefügt und von der Software verarbeitet, um Formen und Farben zu erkennen. Das System analysiert die Formen und vergleicht sie mit vordefinierten Standards, um festzustellen, ob das Produkt die erforderliche Position und Form einhält. Im Anschluss an diese Inspektion wird das korrekte Abfüll- und MHD-Datum auf dem Boden erkannt. Um so eine größtmögliche Produktqualität sicherzustellen, werden Dosen mit vom System erkannten Mängeln oder Problemen sicher ausgeschleust.
Transporteur-Spezialist für Dosen-Handling
Ein weiterer Partner beim Projekt war das Unternehmen HF Meyer aus Neustadt in Holstein. Ein Spezialist für das Dosen-Handling mit viel Erfahrung bei Dosen-Transporteuren, Vakuum-Brücken und Dosen-Rinsern. Beim Damm-Projekt lieferte HF Meyer spezielle Transporteure, damit die Behälter immer eine exakt definierte Position unter der Inspektions-Einheit haben. Ebenso einen Vakuum-Tunnel, der die Dosen von oben hält, damit sie perfekt mit Abfüll- und MHD-Datum auf dem Boden versehen werden können. Der Tunnel ist im Einsatz für die Codierung mit Inkjet, aber auch schon vorbereitet für eine Laser-Codierung.
Hohe Zuverlässigkeit in der Dosenkontrolle versprochen und gehalten
„,BBull‘ hat uns garantiert, dass wir mit einer minimalen Lücke zwischen den einzelnen Dosen trotzdem jede einzelne ganz sicher erkennen können“, sagt Javier Sanchez. „Das ist für uns sehr wichtig, denn eine kleine Lücke bedeutet für uns, dass wir die Linie nicht so schnell laufen lassen müssen. Eine höhere Geschwindigkeit beinhaltet immer die Gefahr von Störungen. Insgesamt hat uns ,BBull‘ also eine sehr hohe Zuverlässigkeit versprochen und es voll gehalten“.
Beliebtestes Bier in Katalonien
Im Jahr 1872 wanderte der elsässische Braumeister August Kuentzmann Damm nach Katalonien aus und gründete ein paar Jahre später seine Brauerei. Er kreierte ein leichtes Bier, dem mediterranen Klima und den Speisen angepasst. Als Namen für die Marke wählte er das Wort „Estrella“, das im Spanischen wie auch im Katalanischen „Stern“ bedeutet. Ein solcher stellt auch das Logo der Marke dar. Heute braut man in einer hochmodernen Braustätte im südlichen Gewerbegebiet. Gebraut werden bei Damm zahlreiche unterschiedliche Biere, etwa das Voll Damm, das glutenfreie Daura oder das gemeinsam mit Starkoch Ferran Adrià und anderen entwickelte Inedit, eine Mischung aus Lager- und Weizenbier mit Zitrusfrüchten und Gewürzen, wie Orangenschalen, Lakritz und Koriander.
Hauptmarke und die beliebteste Biersorte in Katalonien aber ist das „Estrella Damm“, gebraut nach dem Originalrezept von 1876 mit Reis, Gerstenmalz, Hopfen und Hefe. Hergestellt und abgefüllt werden seit einigen Jahren zahlreiche alkoholfreie Getränke. Durch die olympischen Spiele in Barcelona 1992 bekam die Brauerei einen enormen Schub, heute arbeiten in der Brauerei im Stadtteil El Prat gut 500 Mitarbeiter.
Spezialist für Rundum-Dosenkontrolle
Die Unternehmens-Gruppe „BBull“ Technology ist ein weltweit agierender Spezialist für Kontrollsysteme, Sortier- und Verteiltechnik sowie Transport- und Fördertechnik in der Getränke- und Lebensmittelbranche. Selbst entwickelt und in Deutschland hergestellt werden zahlreiche Behälter- und Verpackungskontrollen sowie kunden- und produktspezifische Sortier-, Verteil- und Ausleitsysteme.