Bergquell-Brauerei Löbau bewegt die Porter-Nische

Quantensprung in der Energieversorgung

Flaschenreinigungsmaschine

Mit ihrem erfolgreichen Porter-Bier hat sie fast so etwas wie eine Alleinstellung auf dem bundesdeutschen Biermarkt erreicht, zumindest eine lukrative Nische, in der es sich für eine mittelständische Privatbrauerei ganz gut leben lässt.

Die Bergquell-Brauerei Löbau in der sächsischen Oberlausitz mit ihrem in vielerlei Hinsicht unternehmenslustigen Inhaber Steffen Dittmar hat deshalb kräftig investiert: Erst ein neues Steinecker Sudhaus, dann einen Krones Nassteil und jetzt eine Weiterverbesserung des ShakesBeer Maischebottichs mit einer neuen Energieschaukel, von der Steffen Dittmar überzeugt ist, dass sie für alle Brauereien einen Quantensprung in der Energieversorgung darstellt.

„Bei uns gibt es keine me-too-Produkte“, sagt Steffen Dittmar durchaus mit Stolz. Die ganze Brauerei atmet diese Philosophie. Diese entspricht auch ihrer turbulenten Geschichte. Gegründet wurde die sächsische Bergquell-Brauerei Löbau im Dreiländereck Deutschland, Polen, Tschechien schon 1846.

Während DDR-Zeiten wurde sie verstaatlicht und stand zum Wendezeitpunkt in der Innenstadt der gleichnamigen, 12.000 Einwohner zählenden Kleinstadt still. Eine baden-württembergische Brauerei nutzte Löbau vorübergehend als Vertriebsstandort für ihre schwäbischen Biere und installierte in einer neu gebauten Halle im Gewerbegebiet ein kleines Sudhaus mit einer Keg-Abfüllung. Steffen Dittmar, Ingenieur für Land-, Forst- und Nahrungsgüterwirtschaft, aber aus einer alten Brauerfamilie, erwarb die Löbauer Bergquell-Brauerei 1999 mit einem Ausstoß von 7.000 Hektoliter Eigenbier.

Porter-Bier - ein Rückgriff auf eine einstmalige Erfolgsstory
Dort installierte Dittmar zunächst eine weitere, kleine Abfüllanlage mit einer Leistung von 6.000 Flaschen pro Stunde. Die genügte bald nicht mehr. Denn Steffen Dittmar hatte eine Nische entdeckt: Porter-Bier. Auch dies war ein Rückgriff auf die Erfolgsstory seines Großvaters. Der Ausstoß stieg und stieg. Die Abfüllanlage, wie überhaupt die ganze Technik, wurde schnell wieder zu klein. 2005 ließ er deshalb eine Abfüllanlage mit einer Leistung von 15.000 Flaschen pro Stunde einbauen, mit Füller und Flaschenreinigungsmaschine von Krones. Drei- bis vierschichtig musste die Anlage genutzt werden, um die Nachfrage befriedigen zu können. Doch selbst das genügte auf Dauer nicht.

„Wir konnten uns etablieren.“
Weit über 80 Prozent des inzwischen nahezu 200.000 Hektoliter Gesamtausstoßes kommen aus dem Porter-Sortiment. „Wir sind mit den Produkten jetzt über zehn Jahre am Markt und haben damit bewiesen, dass wir keine Eintagsfliege sind. Wir konnten uns etablieren und werden kontinuierlich gemocht.“ Neben den obergärigen Weißbieren produziert die Bergquell-Brauerei mit ihren 40 Mitarbeitern auch noch einige untergärige Biere: Pils, Gold, Fest- und Bockbiere.

„Aber das können die großen Brauereien kostengünstiger und intensiver“, erklärt Dittmar. Doch das ist nicht der einzige Unterschied. Die Löbauer Bergquell-Brauerei arbeitet mit einer Ausnahme ohne eigenen Fuhrpark. Sie fungiert als „Ab-Rampe-Brauerei“, distribuiert alles über den Getränkefachgroßhandel, zu vernünftigen Preisen von rund zwölf Euro pro Kasten und betreibt keine eigene Gastronomie.

Bereits die dritte Flaschenabfüllanlage in elf Jahren
„Wenn man seine Abschreibung verdient hat, sollte man über eine Neuinvestition nachdenken“, stellt Dittmar pragmatisch fest. Mitte 2010 nahm die Bergquell-Brauerei Löbau deshalb erneut eine größere Flaschenabfüllanlage in Betrieb – bereits die dritte in der erst elfjährigen aktuellen Geschichte. Diesmal legte Dittmar die Linie aber von Anfang an bewusst größer aus. Betrachtet man den derzeitigen Ausstoß, ist die Leistung mit 33.000 Flaschen pro Stunde eigentlich überdimensioniert.

„Aber“, sagt er, „es gibt gute Gründe dafür. Zum einen konnten wir von einer drei- bis vierschichtigen Arbeitsweise zurückgehen auf einen Zwei-Schicht-Betrieb, was Mensch und Maschine zugute kommt. Zum anderen müssen wir die Maschinen nicht mehr an oder sogar über ihren Leistungsgrenzen fahren, was vorher der Fall war und den Verschleiß vorantrieb. Zum dritten werden die Spitzen im Bierabsatz immer ausgeprägter, von einer regelmäßigen durchschnittlichen Auslastung kann keine Rede mehr sein. Und schließlich haben wir uns damit Reserven für die Zukunft geschaffen. Denn wir haben ja noch einiges vor.“

„Wir wollten Weltniveau.“
Diesmal lieferte Krones den kompletten Nassteil und baute ihn sehr kompakt auf einer vorhandenen Hallenfläche. Um zukunftssicher zu investieren, entschied sich Dittmar jeweils für das modernste Maschinenmodell. „Wir wollten Weltniveau“, stellt er lapidar fest. Die neu entwickelte Flaschenreinigungsmaschine Lavatec E4 kam ihm gerade recht. Bei diesem Typ hat Krones ein hinsichtlich Energie- und Wasserbedarf verbrauchsoptimiertes Verfahrenskonzept umgesetzt.

Die Etikettenaustragung geschieht sehr effektiv, indem spezielle Umwälzpumpen im Gegenstrom ein rasches Austragen von Etiketten und Schmutz gewährleisten. Im Anschluss sortiert ein hochpräziser Sekamat Fremdflaschen aus und ein Linatronic nimmt die Leerflascheninspektion vor.

Bei der eigentlichen Abfüllung ließ sich der Inhaber vom Konzept des Modulfill mit absenkbaren Ventilen überzeugen, der mit seiner vortischlosen Bauweise höchste mikrobiologische Ansprüche erfüllt. „Das ist natürlich absolut hygienischer“, kommentiert Dittmar. Der Modulfill ist mit einem Kronenkorken-Verschließer sowie einem Checkmat für Füllhöhenkontrolle kombiniert und von einem bodentiefen Glasschutz umgeben. Für die Ausstattung der Flaschen mit Brust-, Rücken- und Halsetiketten nutzt Bergquell eine Starmatic. „Weitere Ausstattungsmöglichkeiten benötigen wir nicht“, meint Dittmar. „Stanniolierung ist so gut wie kein Thema mehr in der Branche. Viele Konsumenten wollen auch das Bier aus der Flasche trinken. Da stört eine Aluminium-Halsfolie eher.“

Eine weitere Energieschaukel senkt den thermischen Energiebedarf stark
Kaum lief die neue Abfüllanlage, da legte Dittmar auch im Sudhaus noch mal nach. Dabei hatte der Brauereibesitzer das Sudwerk von Steinecker mit einer Leistung von 150 Hektolitern pro Stunde erst zwei Jahre zuvor nagelneu in Betrieb genommen. Es ist ebenfalls auf engstem Raum direkt neben der Abfüllhalle aufgestellt und besteht aus Nassschrot-Mühle, Maischebottich ShakesBeer mit Vibratoren, Läuterbottich, der seinerzeit hundertsten von Krones gebauten Würzepfanne Stromboli mit standardmäßig 3,5 Prozent pro Stunde, maximal acht Prozent pro Stunde Verdampfung und einem Whirlpool sowie vier Warm-/Heißwassertanks. „Wenn die Technik gut ist, kommt nichts anderes in Frage“, sagt Dittmar. Und er gesteht, dass er im alten Sudhaus die Stromboli-Technologie schon mal von seinen eigenen Mitarbeitern hat nachbauen lassen.

Als ihm Steinecker Anfang 2010 eine nochmalige Weiterentwicklung des Maischbottichs ans Herz legte, war er sofort Feuer und Flamme. Neben der Energieschaukel zwischen Läuterwürzeerhitzer und Würzekochung, gespeist durch den Pfannendunstkondensator, senkt eine weitere Energieschaukel den thermischen Energiebedarf stark. Dazu wird nach der Kochung der Würze Energie auf hohem Temperaturniveau entzogen. Diese kann genutzt werden, um beim Maischprozess den Primärenergieeinsatz zur verringern. Denn dieser Prozess liegt auf einem niedrigeren Temperaturniveau als beim Aufheizen und Kochen der Würze.

Einsparung im Gasverbrauch von über 30 Prozent
Im Sommer 2010 ließ Dittmar also den Maischebottich wieder austauschen gegen einen ShakesBeer EquiTherm, der mit komplett hochgezogenen Dimple Jackets als Heizzonen einen sehr hohen Energietransfer ermöglicht. „Bereits im ersten Monat hatten wir eine Einsparung im Gasverbrauch des gesamten Sudprozesses von über 30 Prozent“, freut er sich.

„Für mich ist das nicht weniger als ein Quantensprung in der Energieversorgung. Bei den derzeitigen Erdgaskosten amortisiert sich diese Investition in weniger als sieben Jahren. Wenn das alle Brauer hätten, entstünde eine CO2-Einsparung, die sich gar nicht ausmalen lässt. Ich glaube, wir haben hier eine der effizientesten und kompaktesten Sudhäuser in der deutschen Brauwirtschaft“, ist er überzeugt. „Wir sind auch in der Technologie gern die Ersten. Nur mit Modernität hat man am Markt eine Chance zu überleben.“ Gerade läuft auch die Vorbereitung auf die International Food Standard ISO 22000.