Kakaofreie Alternative aus fermentierten Sonnenblumenkernen
Produktion kakaohaltiger Schokoladenerzeugnisse 2023 und ein Gegenentwurf: Schokoladenalternative ohne Kakao
Montag, 09. Dezember 2024
| Redaktion
Share on:
Kakaofreie Schokoladenalternative „ChoViva“ in flüssiger Form
Kakaofreie Schokoladenalternative „ChoViva“ in flüssiger Form, Bild: Planet A Foods

Immer mehr Schokolade wird in Deutschland produziert. Im Jahr 2023 wurden hierzulande knapp 1,14 Millionen Tonnen kakaohaltige Schokoladenwaren im Wert von gut 6,48 Milliarden Euro hergestellt. Bezogen auf die Bevölkerungszahl Ende 2023 wurden zuletzt rund 13,6 Kilogramm Schokolade pro Kopf produziert, wie das Statistische Bundesamt mitteilt. Damit wurde 2023 knapp fünf Prozent mehr Schokolade produziert als im Vorjahr. Gegenüber 2019 mit 1,01 Millionen Tonnen stieg die Schokoladenproduktion um fast 13 Prozent.

Importpreise für Kakao 2024 auf historischem Hoch

Hauptbestandteil von Schokolade ist Kakao, der vor allem in Form von Kakaobohnen und Kakaobruch sowie als Kakaomasse oder Kakaobutter, Kakaofett und Kakaoöl importiert wird. Kakaoimporte waren zuletzt fast doppelt so teuer wie ein Jahr zuvor. Die Importpreise für Kakaobohnen stiegen im Oktober 2024 um 91,5 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Der Import von Kakaomasse sowie Kakaobutter, -fett und -öl verteuerte sich im gleichen Zeitraum um 114,7 Prozent. Ein Grund für den starken Anstieg der Importpreise für den Rohstoff Kakao dürfte dessen Verknappung auf dem Weltmarkt aufgrund von Ernteausfällen, insbesondere in Westafrika, sein. 

Schokoladenalternative zu Kakao: Planet A Foods erhält 30 Millionen Dollar für Lebensmittelalternativen aus lokalen Rohstoffen

Pflanzen wie Kakao können nur in bestimmten Regionen der Erde angebaut werden, nämlich dort, wo Regenwälder wachsen. Die hohe Nachfrage führt zu großflächigen Rodungen und damit zu enormen CO2-Emissionen. So gingen laut WWF zwischen 1988 und 2008 weltweit drei Millionen Hektar Regenwald für den Anbau von Kakaopflanzen verloren. 

Die globale Schokoladenindustrie gerät aufgrund der ökologischen und sozialen Kosten des konventionellen Kakaoanbaus zunehmend unter wirtschaftlichen Druck. Gleichzeitig fordern Verbraucher und Öffentlichkeit zunehmend nachhaltigere Alternativen.

Das Food Tech Start-up Planet A Foods bietet mit seinem Produkt „ChoViva“ eine solche Alternative. Laut Hersteller ist es die weltweit erste Schokoladenalternative, die komplett ohne Kakaobohnen auskommt. Das Start-up wurde 2021 von den Geschwistern Maximilian und Sara Marquart gegründet. Es hat eine proprietäre Technologie entwickelt, um pflanzliche Zutaten so zu fermentieren und zu rösten, dass Aromen, in diesem Fall Schokolade, auf natürliche Weise nachgebildet werden können. Basis für „ChoViva“ sind Sonnenblumenkerne aus heimischem Anbau. 

Bayern Kapital beteiligt sich an Start-up

Bayern Kapital, die Wagniskapital- und Wachstumsfinanzierungsgesellschaft des Freistaats Bayern, beteiligt sich über den Wachstumsfonds „Bayern 2“ an dem Start-up Planet A Foods. Das Unternehmen hat mit neuartigen Herstellungsverfahren die weltweit erste kakaofreie Schokoladenalternative entwickelt. An der Series B-Finanzierungsrunde in Höhe von insgesamt 30 Millionen Dollar beteiligen sich Burda Principal Investments und Zintinus als Lead-Investoren, Tengelmann Ventures, Agri-Food-Tech Venture Alliance (ehemals Baywa Venture) sowie die bestehenden Investoren World Fund, Cherry Ventures und Omnes Capital. Die Mittel aus der Finanzierungsrunde sollen insbesondere in die internationale Expansion sowie den Ausbau der Produktionskapazitäten des Unternehmens fließen.

Neues Verfahren verkleinert CO2-Fußabdruck um 80 Prozent

Durch das neue Verfahren, kürzere Lieferwege und die Vermeidung von Waldrodungen entlastet das Produkt nicht nur die angespannte Kakao-Lieferkette. Es werden auch rund 80 Prozent CO2 im Vergleich zu Schokolade aus Kakaobohnen eingespart. Gleichzeitig sinken die Materialkosten deutlich.

Damit ermöglicht das Unternehmen nicht nur eine nachhaltigere Produktion von Schokolade. Die Technologie stellt langfristig auch die Weichen für die alternative Herstellung vieler anderer Lebensmittel aus heimischen Rohstoffen. Jährlich könnten so bis zu 500 Millionen Tonnen CO2 eingespart werden. Seit 2023 sind „ChoViva“-Produkte in über 20 Artikeln in deutschen Supermärkten zu finden. Europaweit sind sie in mehr als 40.000 Geschäften vertreten, in Produkten von Partnern wie Lindt und der Rewe Group, aber auch bei der Deutschen Bahn oder der Lufthansa. 

Internationale Expansion in Europa, Amerika und Asien geplant

Weitere Produkteinführungen in Frankreich und Großbritannien sind für 2025 geplant. Weitere strategische Partnerschaften im amerikanischen und asiatischen Raum werden angestrebt. Mit den Mitteln aus der Finanzierungsrunde will das Unternehmen diese Expansion vorantreiben. Darüber hinaus soll die „ChoViva“-Rezeptur weiterentwickelt und eine Alternative zur Kakaobutter eingeführt werden. Darüber hinaus sollen die Produktionskapazitäten des Unternehmens deutlich ausgebaut werden. 

„Diese Series-B-Finanzierungsrunde ist ein wichtiger Meilenstein für uns. Mit 30 Millionen Dollar an zusätzlichem Kapital und einem branchenführenden Produkt sind wir ideal positioniert, um zu einem Marktführer im Bereich der nachhaltigen Lebensmittelindustrie zu werden. Dabei ist unsere Mission nach wie vor dieselbe: Nachhaltige Lebensmittelzutaten herzustellen, die nicht von preisvolatilen und begrenzt verfügbaren Ressourcen wie Kakao abhängig sind. Die Mittel aus der Finanzierungsrunde werden uns dabei unterstützen, in neue Märkte zu expandieren, unsere Produktionskapazitäten hochzuskalieren und in neue Produktsegmente zu investieren“, sagt Dr. Maximilian Marquart, CEO und Co-Gründer von Planet A Foods.

Auch interessant für Sie

Neue Impulse für den Edelkakaomarkt durch mehr Länder
Kakao, Haselnüsse, Palmöl
Kürbis
Die Bier-Förderbänder müssen langsamer laufen
Der Bierabsatz hat in den ersten neun Monaten 2018 - im Vergleich zum Vorjahr - zugelegt
Der Bierabsatz ist in der Corona-Krise stark rückläufig