
Auf der Iffa 2025 haben CEO Christian Traumann und CSO Dr. Tobias Richter sowohl die wirtschaftliche Entwicklung der Multivac Group als auch neue Produktentwicklungen vorgestellt. Trotz politischer und wirtschaftlicher Herausforderungen konnte der Maschinenbauer im Jahr 2024 einen stabilen Umsatz von 1,5 Milliarden Euro verzeichnen. Dieser lag mit einem Plus von einem halben Prozent leicht über dem des Vorjahres. „Ein solides finanzielles Ergebnis ermöglicht es uns, weiterhin im Einklang mit unserer Strategie zu wachsen und zu investieren“, sagt Christian Traumann. Bereits im ersten Quartal 2025 hat sich eine Belebung der Nachfrage abgezeichnet. Von Januar bis März ist der Auftragseingang im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um knapp sechs Prozent gestiegen. Deshalb rechnet das Unternehmen derzeit mit einem Umsatzwachstum von rund zehn Prozent auf 1,66 Milliarden Euro im Jahr 2025.
Im Rahmen einer Pressekonferenz hat der CEO betont, dass man mit massiven Investitionen auf Kundenseite rechne. Dies betreffe einerseits Nord- und Südamerika, aber auch Deutschland und die arabische Halbinsel. Bei den anstehenden Projekten handele es sich überwiegend um Greenfield-Projekte, vor allem im Bereich der Fleischverarbeitung.
Erweiterung der Multivac-Geschäftsführung
Ab dem 01. Juli 2025 wird die Geschäftsführung von Multivac um eine fünfte Position erweitert. Dr. Johannes Epple übernimmt als geschäftsführender Direktor und CFO die Verantwortung für die Bereiche Corporate Finance, Controlling, Treasury und Corporate IT. „Wir freuen uns, mit Dr. Epple eine erfahrene Führungspersönlichkeit in unsere Geschäftsführung aufzunehmen“, betont der CEO.
Strategische Investitionen im In- und Ausland
Eine der jüngsten Investitionen der Multivac-Gruppe ist ein neues Slicing-Kompetenzzentrum im hessischen Buchenau, das im Herbst 2024 eröffnet wurde. Für das Tochterunternehmen Fritsch, das Technologien für die Herstellung von Backwaren produziert, entsteht bis 2027 eine neue Unternehmenszentrale in Franken. Multivac investiert hier 78,5 Millionen Euro, um künftig alle Geschäftsaktivitäten des Teigmaschinenherstellers an einem Standort zu bündeln. Seit Juli 2024 hält Multivac eine Mehrheitsbeteiligung von 80 Prozent an Italianpack, einem Hersteller von automatischen und halbautomatischen Verpackungsmaschinen mit Sitz in italienischen Como.
Größte Zukunftsinvestition: 100 Millionen Euro für intelligente, vollautomatische Ersatzteilfertigung
Die größte zukunftsweisende Investition in der über 60-jährigen Unternehmensgeschichte entsteht derzeit mit dem Bau eines zweiten Produktionswerkes am Standort Wolfertschwenden. Das Werk mit einem Investitionsvolumen von rund 100 Millionen Euro umfasst ein Fertigungs- und ein Logistikzentrum. Es dient der Versorgung der weltweiten Niederlassungen mit Ersatzteilen und ist voll automatisiert. „Eine moderne Smart Factory ist Basis für die Automatisierung unserer globalen Fertigungsprozesse. Der Einzug der Fertigung läuft seit April 2025, die Inbetriebnahme des Logistikzentrums ist für Januar 2026 geplant“, so Christian Traumann. „Ein Projekt dieser Größenordnung ist für uns Zukunft und Verpflichtung zugleich.“
Vollautomatisierte und vernetze Linienlösungen auf der Iffa 2025
Auf der Iffa 2025 in Frankfurt zeigt das Unternehmen unter dem Motto „Think connected“ sein umfangreiches Portfolio für die Verarbeitung und Verpackung von Frischfleisch, Fleischprodukten und alternativen Proteinen. Im Mittelpunkt stehen Lösungen, die Lebensmittelbetrieben jeder Größe helfen, ihre Effizienz zu steigern. Recyclingfähige Verpackungsmaterialien, verbessertes Verpackungsdesign und nachhaltigere Produktionsprozesse erfüllen die Anforderungen an Nachhaltigkeit.
Zu den Highlights zählt eine hocheffiziente Hochleistungsschneidelinie für Rohschinkenprodukte. Der kontinuierliche Artikelwechsel, eine neue Funktion der Multivac Line Control, ermöglicht es Anwendern, während des laufenden Betriebs nahtlos zwischen verschiedenen Artikeln zu wechseln, ohne die Produktion zu unterbrechen oder die Linie leerfahren zu müssen. „Dadurch lassen sich Stillstandzeiten um bis zu 95 Prozent verringern“, erklärt Dr. Tobias Richter. „Gleichzeitig werden Ressourcen effizienter genutzt, indem Produktverluste sowie der Verbrauch von Folie, Etiketten und Energie minimiert wird. Alle Module der Linie vom Slicen über die Zuführung, Verpackung und Etikettierung bis hin zur Qualitätsinspektion passen sich automatisch an den neuen Artikel an. Dies minimiert manuelle Eingriffe und senkt gleichzeitig das Fehlerrisiko.
Wie moderne Fleischverarbeitung auf hohem Effizienzniveau funktioniert, demonstriert Multivac mit einer Fleischportionslinie für Trays. Zudem lassen sich mit Vision-Systemen Packungsinspektionen sowie Etiketten- und Druckkontrollen auch bei hohen Produktionsgeschwindigkeiten automatisieren. Die KI-gestützten Vision-Systeme von Multivac können Produkte nach vordefinierten Kriterien klassifizieren, Portionen kontrollieren und Packungsinhalte verifizieren. Durch solche Automatisierungsmaßnahmen lassen sich Linieneffizienz und Produktionskapazität auch bei knappen Personalressourcen steigern.
Provisur und Multivac beschließen Zusammenarbeit bei der Verarbeitung von Speck und Rohschinken
Die Multivac Gruppe und Provisur haben auf der Iffa einen Kooperationsvertrag unterzeichnet, um Kunden integrierte Slicing-Linien für Bacon und Rohschinkenprodukte in hohen Leistungsklassen anbieten zu können. Damit erhalten Kunden vom Slicen über das Einlegen, Verpacken und Etikettieren bis hin zur Qualitätskontrolle aufeinander abgestimmte Linienlösungen aus einer Hand. Neben der Leistung der Linien stehen vor allem Gewichtsgenauigkeit und Ausbeute der Lösungen im Fokus.
Anlagenlösungen für hohe Leistungsklassen
„Im Kontakt mit unseren Kunden haben wir einen dringenden Bedarf an Lösungen für das Schneiden von Naturprodukten im höheren Leistungsbereich erkannt, welche noch nicht in unserem Portfolio zur Verfügung stehen“, erläutert Traumann. „Unser Anspruch ist es, unseren Kunden auch in diesem Segment qualitativ hochwertige Lösungen mit Mehrwert anbieten zu können. Um die Lücke im Portfolio kurzfristig zu schließen, setzen wir auf eine Kooperation. Mit Provisur haben wir einen Partner gefunden, der im Anwendungsbereich Whole Muscle, d.h. Bacon und Rohschinkenprodukte, jahrzehntelange Erfahrung mitbringt und über ein sehr gut darauf ausgerichtetes Portfolio an Slicern verfügt. Gemeinsam können wir unseren Kunden ab sofort sehr gute Linienlösungen für hohe Leistungsklassen zur Verfügung stellen.“
Multivac und Provisur gehen weltweite Partnerschaft ein
Die Kooperation ist global angelegt, die gemeinsamen Lösungen sollen weltweit angeboten werden. Zukünftig kann der Vertrieb von kompletten Slicing-Linien sowohl über Provisur als auch über Multivac erfolgen. Dabei übernimmt Multivac für den Kunden das Projektmanagement für die Komplettlinien und bietet seinen Kunden weltweit Service und After-Sales-Betreuung.