Kreditversicherer Atradius sieht weiter steigende Zahlungsrisiken bei Fleischverarbeitern

Liquiditätslage im Bereich Schweinefleisch hat sich besonders verschärft

Fleischproduktion

Für die Lieferanten und Dienstleister der fleischverarbeitenden Industrie in Deutschland ist die Gefahr von Zahlungsausfällen in den vergangenen Monaten deutlich gestiegen. Darauf weist Atradius, weltweit zweitgrößter Anbieter von Kreditversicherungen, auf Grundlage einer internen Analyse hin. Besonders bei Unternehmen im Segment Schweinefleisch hat sich die Liquiditätslage zuletzt verschärft, konstatieren die Risikoprüfer des Versicherers. Sie rechnen damit, dass es in diesem Bereich auch künftig vermehrt zu Zahlungsausfällen und Insolvenzen kommen wird.

Lebensmittel, insbesondere hochwertiger Fisch sowie Obst und Gemüse, sind für Kriminelle eine beliebte Ware, weil sie sich schnell und häufig ohne Rechnung weiterverkaufen lassen. Die Betrüger beziehen dabei die Waren bei Lebensmittelherstellern auf Rechnung, ohne sie zu bezahlen. Vor diesem Hintergrund macht Atradius seine Kunden regelmäßig auf Betrugsanzeichen aufmerksam. Lieferanten sollten beispielsweise vorsichtig sein bei Unternehmen, die Produkte ordern, die nicht zu ihrem Geschäftsmodell passen; außerdem bei Abnehmern, die kürzlich mehrfach den Eigentümer und die Firmenadresse gewechselt haben, die kein Interesse an der Höhe der Einkaufspreise zeigen oder die dem Kreditversicherer unaufgefordert Finanz- und Bonitätsauskünfte aufdrängen.

Lebensmittelbereich: Schadenvolumen im laufenden Jahr angestiegen

Die Lebensmittelindustrie ist die drittgrößte Industrie Deutschlands. Aktuell prüft Atradius für seine Kunden das Forderungsausfallrisiko von mehr als 11.800 deutschen Abnehmern in der Branche. Der Kreditversicherer bewertet hierbei alle Firmen individuell auf Basis von Finanzkennzahlen und weiteren Daten. Atradius analysiert darüber hinaus auch intensiv, ob die Geschäftsstrategien der Marktteilnehmer zukunftsfähig sind. Außer bei den Verarbeitern von Fleisch weist der Kreditversicherer auch im Getränkebereich auf mögliche Forderungsausfälle hin, unter anderem bei Saftherstellern. Im Milchbereich hat sich dagegen das Zahlungsrisiko bei Milcherzeugern und  Molkereien – nach einer Verschärfung der Lage besonders im letzten Jahr – wieder verringert.