Die Verpackungstechnik für Backwaren durchläuft aktuell einen tiefgreifenden Wandel: Nachhaltigkeit, Automatisierung und Ressourceneffizienz stehen zunehmend im Fokus. Gleichzeitig steigen die Anforderungen an Flexibilität und Produktqualität. Auf der Interpack 2026 in Düsseldorf demonstrieren zahlreiche Unternehmen vom 07. bis 13. Mai, wie moderne Anlagen empfindliche Backwaren wie Brot, Kuchen oder Gebäck effizient und produktschonend verarbeiten und verpacken.
Nachhaltige Verpackungen für SB-Theken und Automaten
Weber Verpackung stellt mit dem „Baker Bag“ eine papierbasierte Lösung für SB-Theken vor. Die Verpackung lässt sich mit Sichtfenstern aus Recyclingfolie oder Pergamin ausstatten. Letzteres erlaubt die vollständige Entsorgung über das Altpapier. Dabei bleibt Produktschutz essenziell: Besonders bei Automatenverpackungen sind Barriereeigenschaften entscheidend. Papier allein reicht hier nicht aus. Es wird ergänzt durch Kaschierungen oder polymerhaltige Beschichtungen, die den Gasaustausch minimieren und so Frische sichern.
Automatisierung und KI in der Verpackungstechnik
Zunehmende Automatisierung zeigt sich unter anderem in Systemen mit Kameratechnologie und KI. Roboter erkennen Form und Lage der Backwaren und passen ihre Bewegungen in Echtzeit an. Diese Technologien ermöglichen kürzere Umrüstzeiten, eine höhere Prozesssicherheit und geringeren Ausschuss, etwa bei wechselnden Produktformen und kleinen Losgrößen.
Digitale Systeme verbessern die Linienvernetzung
Die Vernetzung von Maschinen, Sensorik und Steuerung ermöglicht eine durchgängige Automatisierungssystem‑Landschaft. Hersteller wie Vision-AI nutzen KI-gestützte Bildverarbeitung zur Qualitätskontrolle und Prozessanpassung. Vorausschauende Wartung auf Basis von Maschinendaten hilft, Stillstände zu vermeiden. Diese Smart-Factory-Konzepte sind nicht mehr nur Großbetrieben vorbehalten. Auch mittelständische Unternehmen profitieren zunehmend von vernetzten Gesamtsystemen.
Robotik in der Verpackungslinie für empfindliche oder unregelmäßige Produkte
Gerhard Schubert zeigt den Cobot „tog.519“, der KI‑gestützte Bilderkennung mit flexibler Roboterkinematik kombiniert. Dadurch lassen sich unterschiedlichste Backwaren handhaben. Das System schafft bis zu 90 Takte pro Minute. Werkzeuge aus dem 3D-Drucker ermöglichen schnelle Formatwechsel. Das reduziert nicht nur Umrüstzeiten, sondern auch Investitionsaufwand.
Der französische Hersteller Nutrition & Santé nutzt eine Verpackungslinie von Schubert mit Flowpacker, Kartonierer und zwei einbahnigen A3-Aufrichtern zur Verpackung von 13 unterschiedlichen Gebäckspezialitäten. Herzstück ist der TLM-Kartonierer, der sieben verschiedene Beutel- und Schachtelformate verarbeiten kann.
Schonendes Zählen und Gruppieren von Keksen
Syntegon hat mit dem „Zähleinleger FGCT“ eine neue Lösung für die präzise und produktschonende Gruppierung von Keksen vorgestellt. Die Zähltechnik erlaubt das platzgenaue Ablegen in Trays oder direkt in die Schlauchbeutelzuführung. Gleichzeitig bringt das System eine höhere Effizienz und reduziert den Ausschuss.
Flexible Folienverpackung mit Wiederverschluss
Fuji Packaging zeigt seine „Alpha Wrapper“-Systeme, die empfindliche Backwaren mit modernen, recyclingfähigen Materialien verpacken. Wiederverschlüsse und Öffnungshilfen erhöhen den Komfort. Die Maschinen arbeiten mit kettenlosen Folienführungen und bieten MAP-Verpackungstechnik, etwa mit dem Pre-Vac-System, das Produkte vor dem Gasflush evakuiert.
Hochgeschwindigkeitsverpackung mit Papierfolien
In seiner neuen Produktionsstätte hat JTM Foods Maschinen vom Typ „JT Advance“ des Herstellers Sacmi Packaging & Chocolate im Einsatz. Diese horizontalen Schlauchbeutelmaschinen verarbeiten heißsiegelfähige Papierfolien mit bis zu 200 Takten pro Minute. 3D-gedruckte Formschultern verhindern Materialbruch auch bei hohen Geschwindigkeiten. Ergänzt wird die Linie durch Sekundärverpackungslösungen wie den Toploader „IER 030“ und den Kartonaufrichter „F-EL“.
Vakuumkühlung integriert in die Verpackung
Multivac stellt mit dem „Cooling@Packing“-System eine Neuentwicklung vor, bei der die Kühlung der Backwaren direkt in die Tiefziehverpackungsmaschine integriert ist. Durch Vakuumkühlung sinkt die Produkttemperatur innerhalb weniger Sekunden. Das spart Energie, verkürzt Prozesszeiten und reduziert den Platzbedarf für Kühlanlagen.