Menschel-Limo investiert 2,5 Millionen Euro in moderne Abfüllanlage

Beyer Maschinenbau plant und realisiert Produktionsanlage mit 8.000 Flaschen in der Stunde

Vor dem Einpacker „EasyPac EP“ werden die Flaschen schonend in Gassen aufgereiht

Im Jahr 1899 beschloss der Landwirt Ernst Menschel, Limonaden abzufüllen. Bis 2021 taten er und seine Nachfahren das in einem kleinen Haus in Hainewalde im sächsischen Landkreis Görlitz sehr erfolgreich. Der Absatz lief über Jahrzehnte gut. Das immer größere Problem war der extrem wenige Platz zur Produktion und zum Lagern der Kisten. Im vergangenen Jahr füllten sie jeden Tag mit viel Mühe 10.000 Halbliter-NRW-Flaschen mit Schraubverschluss ab. Insgesamt waren es im ganzen Jahr rund 10.000 Hektoliter. Auf Grund der technischen Gegebenheiten konnten sie viele Kunden nicht mehr beliefern. Irgendwann war klar, in Hainewalde geht es nicht mehr weiter. Ein Zufall wollte es, dass man einen insolventen Betrieb mit großen Lagerhallen ein paar Kilometer weiter fand, den sie günstig kaufen konnten. Jetzt zog Menschel-Limo mit einer nagelneuen Abfüllanlage nach Großschönau. Die Planung und viele Maschinen dafür lieferte Beyer Maschinenbau aus Roßwein. „Auf der Brau 2019 hatten wir zum ersten Mal Kontakt mit Till Beyer, damals ging es noch um einen neuen Etikettierer“, erinnert sich Geschäftsführer Stefan Kubitz. Bei vielen Gesprächen war rasch klar, dass eine komplette, neue Abfüll-Linie hermusste. „Wir hatten mit einigen Firmen Kontakt, doch das Angebot und das Gesamtpaket der Firma Beyer aus Roßwein war einfach das beste“, betont Kubitz.

Das Familienunternehmen Beyer Maschinenbau plant, entwickelt und baut Pack- und Palettier-Anlagen für den Getränke- und Lebensmittelbereich. „Für Menschel war schnell klar, dass man das nur in einem neuen, großen Gebäude machen kann“, sagt Beyer. Er plante die komplette Linie sehr großzügig mit einer Leistung von 8.000 Flaschen in der Stunde. Dabei setzte er auf Partner-Unternehmen, die er schon lange kennt und mit denen er nur beste Erfahrungen gemacht hat. „Die ersten konkreten Verhandlungen führten wir Ende 2020. Im April 2021 erfolgte dann die Ausschreibung. Doch während Corona und durch den russischen Krieg in der Ukraine wurden Teile der Maschinen knapp, waren zum Teil gar nicht lieferbar.“ Im Juni 2022 war die komplette neue Linie bei Menschel-Limo aufgebaut, „doch dann fehlten Schornsteine und Dampferzeuger, daher war erst im Juni 2023 alles fertig zur Inbetriebnahme“, so Beyer.

Entstapeln und auspacken

Mit einem Stapler werden die Leergut-Paletten aufgesetzt, lagenweise werden bei den 0,33-Liter- Steinie-Flaschen immer acht Kisten zu je 20 Flaschen vom Beyer Drehsäulenpalettierer „MultiPal DS 3A“ abgehoben und auf einen Ablauftisch gesetzt. Dort werden die Kisten vereinzelt und mit dem Gebindetransport „MultiTrans G“ mit Scharnierband-Ketten von Beyer zum Auspacker befördert. Dazwischen liegt noch die manuelle Fremdkörper-Kontrolle, vor allem querliegende Flaschen, Fremdflaschen oder auch Trinkhalme werden aus den Flaschen und Kisten entnommen. Zum Auspacken hat der Spezialist aus Roßwein einen „EasyPac AP“ installiert, der wie alle Beyer-Maschinen ein Grundgerüst aus Edelstahl-Profilrohr aufweist. Eine Kiste oder 20 Flaschen werden bei jedem Hub ausgepackt, Hub- und Querachsen sind motorisch angetrieben, die Steuerung ist eine „Siemens S7“. Bedient wird die Maschine mittels übersichtlichem 9-Zoll-Touchpanel. Möglich sind mit dieser Maschine bis zu 500 Takte in der Stunde.

Flaschen und Kisten waschen, füllen, etikettieren

Die ausgepackten Flaschen fahren weiter zur Klinger-Waschmaschine, werden in einer exakt für diese Leistung und Größenordnung konzipierten Nagel Flaschen-Inspektionsmaschine rundum und speziell an der Mündung kontrolliert. Was nicht mit einem Fehler ausgeschleust wurde, wird im Füllmeister-Multifill-Füller exakt befüllt und verschlossen, anschließend in einem Renner-Etikettierer mit einer Bauch-Banderole versehen. In der Zwischenzeit wurden die leeren Kisten in einem Kastenwender von Beyer umgedreht, dabei fallen die losen Fremdkörper heraus. Nach einer Fahrt durch den Klinger-Kastenwascher werden die Gebinde zurückgedreht und warten vor dem Einpacker „EasyPac EP“, der genauso wie der Auspacker aufgebaut ist, dass sie mit Flaschen bestückt werden.

Gut zugängliche Abfüllung

„Damit die gesamte Anlage gut zugänglich ist, vor allem auch mit dem Hubwagen Paletten mit Grundstoffen oder Reinigungsmittel einfach eingefahren werden können, transportieren wir die Vollgut-Kisten in eine Höhe von rund 2,5 Meter, wo sie gruppiert und vom Palettierer abgenommen werden“, erläutert Till Beyer. Der Drehsäulenpalettierer „MultiPal DS 3A“ be- und entlädt die Paletten und legt auch leere Paletten an die richtige Position. Bis zu sechs Positionen können angefahren, bis zu 350 Lagen in der Stunde aufgelegt oder abgehoben werden. SEW-Servoantriebe sorgen für hochdynamische Bewegungen und exakte Positionierungen, Gegengewichte im Inneren der Säule sind für eine Energieoptimierung verantwortlich. Auch hier kommt eine Siemens S7 in der Variante 1500 für die Steuerung zum Einsatz, bedient wird die Maschine auf einem großen 15-Zoll-Touchpanel.

Wachstum in Ost-Sachsen geplant

Mit der neuen Linie, in die Menschel-Limo über 2,5 Millionen Euro investiert hat, können die neun Mitarbeiter jetzt bis zu 8.000 Flaschen in der Stunde abfüllen. „Damit sind wir endlich in der Lage, unsere treuen Kunden, die wir in der Vergangenheit immer wieder vertrösten mussten, zu beliefern“, sagt Inhaberin Lucie Kunath. „Wir sind hier am Rand von Deutschland und haben auch keine Kunden in Tschechien und Polen. Aber wir sind hier ja auch irgendwie im Zentrum von Europa, haben in der Region viele Kunden im Lebensmitteleinzelhandel, in Gaststätten oder bei Festen, schließlich füllen wir fast 20 Prozent unserer Getränke in Fässer“, so Kubitz. In Ost-Sachsen gebe es noch viel Nachfrage nach Menschel-Limonaden, die könnten sie jetzt endlich befriedigen. „Und mit der neuen Linie können wir ja auch wachsen, das ist schon unser Ziel“, betont Kunath.

Hintergrund über Menschel-Limo

Die Zeiten waren zum Ende des 19. Jahrhunderts hart in der Oberlausitz: im Süden ganz nah Tschechien, im Osten Polen, die nächste Stadt Zittau. Eine Zeitungs-Anzeige „Verdienen sie Ihr Geld mit der Herstellung von Limonaden, wir liefern Ihnen alle notwendigen Maschinen und Getränke zu niedrigen Preisen!“, ließ Menschel aufhorchen. Er tauschte alle Ersparnisse gegen die angepriesenen Gerätschaften ein und begann Brause abzufüllen. Ein Schritt, den er nie bereute. Im Sommer 1899 verteilte Menschel seine ersten eigenen Getränke mit dem Schubkarren im Dorf, darunter Milchsekt, Veilchen- und Erdbeerbrause. Die hellauf begeisterten Hainewalder gaben ihm sofort Anlass, seine Schubkarre in ein kleines Pferdefuhrwerk umzuwandeln und alle umliegenden Dörfer sowie Zittau zu beliefern. Von Anfang an setzte er auf das weiche Wasser aus dem nahen Zittauer Gebirge, auf die markanten, glasklaren 0,33-Liter-Steinie-Flaschen und auf außergewöhnliche Geschmacksrichtungen. Durch die ideale Lage des Produktionsstandortes am Waldrand und Ortsausgang von Hainewalde bot sich Menschel zudem die Möglichkeit eines Gästegartens an. Ein Leierkasten unterhielt die Besucher, ein Karussell die Kinder. Ehefrau Lina wurde berühmt für ihre Butterbrote mit Käse.

„Unsere Hauptmarke ist Himbeere. Viele sagen, das wäre die beste Himbeer-Brause, die sie kennen. Aber es laufen auch sehr gut Waldmeister, Gurke-Zitrone, Walderdbeere, Blaue Steine-Energy, Bittertonic oder Apfelsinenbrause“, berichtet Geschäftsführer Kubitz. Lucie Kunath, eine der heutigen Inhaber von Menschel-Limo, ergänzt; „Mein Urgroßvater hatte nach dem Weltkrieg die Idee, weil es in der DDR ja fast keine Schokolade gab, eine Schoko-Brause ins Sortiment aufzunehmen. Die schmeckt für manche recht gewöhnungsbedürftig, aber sie kam gleich sehr gut an“, sagt Kunath. Die letzte Geschmacksrichtung, die noch ins Sortiment aufgenommen wurde, war Gurke-Zitrone. „Unsere 16 Produkte, Brausen und Limos zeichnen sich dadurch aus, dass wir ausschließlich mit Kristallzucker süßen, also ohne Süßstoff. Wir verwenden auch keinerlei Geschmacksverstärker oder Aromen“, erklärt Geschäftsführer Kubitz abschließend.
 

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