VDMA: Lieferketten des Maschinen- und Anlagenbaus zum Zerreißen angespannt

Unternehmen bereiten sich auf Gasknappheit vor

VDMA-Blitzumfrage: Bessere Versorgung mit Elektronikkomponenten erst ab Mitte 2023 erwartet

Die Produktion und die Lieferfähigkeit des Maschinen- und Anlagenbaus in Deutschland werden immer stärker durch Materialengpässe und Fachkräftemangel behindert. Dies geht aus aktuellen Zahlen einer Blitzumfrage des VDMA hervor, an der 520 Mitgliedsunternehmen vom 21. bis 23. Juni teilnahmen. „87 Prozent der Unternehmen im Maschinenbau sehen ihre Lieferketten derzeit merklich oder gravierend beeinträchtigt”, sagt VDMA-Chefvolkswirt Dr. Ralph Wiechers. „Der Maschinenbau ist nicht nur mit seinen eigenen Produkten global präsent. Er greift auch auf ein weltweites Netz von Zulieferern zurück. Krieg in der Ukraine, Lockdowns in China, Staus in zentralen Umschlagplätzen mit deutlich verlängerten Abfertigungszeiten von Containern und Personalmangel bei der Auslieferung sowie in der eigenen Produktion - die Liste der negativen Einflussfaktoren auf die Versorgungssituation ist lang“, erläutert Wiechers.

Im Vergleich zur vorangegangenen Erhebung hat sich die Lage nochmals verschärft, und die Hoffnung auf baldige Besserung schwindet. Im April meldeten bereits 79 Prozent, also fast acht von zehn der Befragten aus dem Maschinen- und Anlagenbau, merkliche oder gravierende Knappheiten bei der Materialversorgung. Nun sind es sogar fast neun von zehn Firmen, die dies melden. Ähnlich verhält es sich mit den Aussichten. Mit einer Entschärfung der Lage innerhalb der nächsten drei Monate rechnet kaum noch jemand. „Bei Elektronikkomponenten zeigen sich die Engpässe besonders hartnäckig. 44 Prozent sehen eine bessere Versorgungslage hier erst ab dem zweiten Halbjahr 2023“, erläutert Wiechers.

Versorgungssicherheit zunehmend im Fokus

Angesichts der Hartnäckigkeit der Zulieferprobleme hat schon mehr als jedes zweite Unternehmen seine Beschaffungsstrategie kritischer Rohstoffe verändert oder plant dies in absehbarer Zeit zu tun. „Insgesamt legen die Unternehmen einen stärkeren Fokus auf die Versorgungssicherheit. Dafür erweitern 83 Prozent der Unternehmen, die Maßnahmen initiieren oder bereits umgesetzt haben, gezielt ihr Lieferantennetzwerk. 77 Prozent erhöhen die Lagerhaltung und 58 Prozent sehen sich nach alternativen Materialien um - wo immer dies möglich ist“, sagt VDMA-Chefvolkswirt Wiechers. Auch auf die absehbare Verknappung der Gaslieferungen bereiten sich bereits 30 Prozent der Unternehmen konkret vor. „Etwa drei Viertel der sich auf den Ernstfall vorbereitenden Unternehmen prüfen zunächst einmal, welche Möglichkeiten sie im eigenen Unternehmen haben, beispielsweise die Installation elektrischer oder Öl-befeuerter Back-up-Systeme. Etwa die Hälfte der Unternehmen sieht eine engere Abstimmung mit dem hauseigenen Netzbetreiber als adäquate Vorbereitungsmaßnahme an. Und ein Drittel hat gestaffelte Notfallpläne je nach Reduktionsgrad der Gaslieferungen mit den Lieferanten vorbereitet“, ergänzt Wiechers.

Fachkräfteengpässe spitzen sich zu – und werden zum Risiko

Auch die Fachkräfteengpässe haben sich in den vergangenen Monaten zugespitzt. 78 Prozent der Unternehmen haben einen merklichen oder gravierenden Mangel an Personal. Und lediglich 3 Prozent der Unternehmen rechnen mit einer Entschärfung der Personalsituation in den nächsten drei Monaten. „60 Prozent der Unternehmen sehen die Demografie und den Fachkräftemangel als großes Risiko an“, erläutert Wiechers. Damit wurde der Fachkräftemangel unter acht zentralen aktuellen Themen des Maschinenbaus als größtes Risiko eingestuft und sogar noch vor der Antwortkategorie „Inflation/restriktive Geldpolitik“ genannt. „Um die vielen Facharbeiter, die in den nächsten Jahren in den Ruhestand gehen, adäquat zu ersetzen, müssen junge Nachwuchskräfte eine attraktive Ausbildung im Maschinenbau und eine gute Perspektive geboten bekommen. Dies wird aber allein nicht ausreichend sein, um den Bedarf zu decken. Auch gezielte Zuwanderung wird notwendig sein, um die Arbeitskräftelücke zu reduzieren“, fordert Wiechers.

Als große Chance sehen dagegen viele Unternehmen die Digitalisierung und die Automatisierung sowie den Aufbau resilienter Lieferketten an. Hier kommt dem Maschinen- und Anlagenbau als weltweitem Ausrüster eine zentrale Rolle zu, der er sich proaktiv und optimistisch stellt. Wie überhaupt das laufende Jahr trotz all der Belastungen für die meisten Betriebe ein Wachstumsjahr werden soll. 79 Prozent der Unternehmen erwarten ein Umsatzwachstum, das aber auch durch die Inflation getrieben wird. Und auch der mittelfristige Blick in die Zukunft ist positiv: 82 Prozent wollen Ihre Investitionen im Vergleich zum Vorjahr steigern.
 

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