Mittelstand reagiert besonnen auf Brexit-Schock

KfW-ifo-Mittelstandsbarometer

Lageurteile so gut wie zuletzt im April 2014, Erwartungen annähernd stabil

Der deutsche Mittelstand lässt sich durch das Brexit-Votum und die Entwicklung in der Türkei nicht ins Bockshorn jagen. Das mittelständische Geschäftsklima, der zentrale Indikator des KfW-ifo-Mittelstandsbarometers, steigt im Juli vielmehr um 0,3 Zähler auf 16,7 Saldenpunkte, nachdem es sich im ersten Halbjahr 2016 bereits kontinuierlich nach oben bewegt hatte.

Maßgeblich hierfür sind die Urteile der Mittelständler zur aktuellen Geschäftslage. Mit 27,6 Saldenpunkten - das sind 0,6 Zähler mehr als im Juni - bewerten die Firmen ihre laufenden Geschäfte im Juli so gut wie zuletzt im April 2014; der konjunkturelle Einstieg in das 3. Quartals ist damit gelungen. Zugleich zeigen sich die Geschäftserwartungen der Mittelständler knapp stabil (0,1 Zähler auf 5,7 Saldenpunkte). Angesichts der erheblich gewachsenen Unsicherheit seit dem Brexit-Votum ist dies ein beruhigendes Signal, das von Besonnenheit zeugt.

Gänzlich spurlos geht das Brexit-Votum dennoch nicht am Mittelstand vorbei. Insbesondere in den exportsensitiven Wirtschaftsbereichen sind erste Bremsspuren auszumachen: Im industriellen Mittelstand stagniert die Stimmung, im Großhandel bröckelt sie auf hohem Niveau etwas ab.

Insgesamt stehen die Juli-Ergebnisse des KfW-ifo-Mittelstandsbarometers im Einklang mit der aktualisierten KfW-Konjunkturprognose für 2016 und 2017. Hierzu sagt Dr. Jörg Zeuner, Chefvolkswirt der KfW: "Wir setzen auf solide Zuwächse bei Beschäftigung, Konsum und Wohnbauten, denen unter den neuen Vorzeichen des Brexit aber voraussichtlich eine im Vergleich zur Vorprognose geringere Dynamik bei Exporten und Unternehmensinvestitionen gegenüber stehen wird."

Alles in allem wachse die deutsche Wirtschaft 2016 voraussichtlich um 1,5 Prozent und 2017 noch um 1,2 Prozent, wobei die Verlangsamung aber ausschließlich auf die geringere Anzahl an Arbeitstagen im kommenden Jahr zurückzuführen sei. "Der konjunkturelle Ausblick ist damit zwar ziemlich unspektakulär, unter den gegebenen Rahmenbedingungen aber noch recht ordentlich - der Binnennachfrage sei Dank", so Zeuner.