Lebensmittelindustrie bleibt unter Druck

BVE-Halbjahresbilanz zur Anuga 2015

Halbjahresbilanz 2015 der Ernährungsindustrie

Laut dem aktuellen BVE Konjunkurbericht zur Anuga 2015 erwirtschaftete die Ernährungsindustrie in diesem Jahr zwischen Januar und Juni 81,9 Milliarden Euro und blieb damit um 4,4 Prozent hinter dem Vorjahresergebnis zurück. Im gesättigten und hart umkämpften Inlandsmarkt erlebten die Lebensmittelhersteller einen besonders deutlichen Umsatzrückgang von wertmäßig 6,5 Prozent.

Hingegen konnte im Exportgeschäft, dem Wachstumsmotor der Branche, ein kleiner Zuwachs von nominal 0,5 Prozent erzielt werden. Mit einem Exportwert von 26,1 Milliarden Euro im ersten Halbjahr 2015 lag die Exportquote damit bei 32 Prozent knapp über Vorjahresniveau.

Die Kauflaune der deutschen Verbraucher blieb im ersten Halbjahr 2015 positiv. Das Konsumklima konnte sich trotz abgeschwächter Konjunkturerwartungen im Vorjahresvergleich noch einmal um 16,4 Prozent verbessern. Doch nicht alle Konsumgüter profitieren, bei Lebensmitteln hält der Trend zur sinkenden Mengennachfrage weiter an. Positiv auf die Kaufkraft der Verbraucher wirkt hingegen der niedrige Inflationsdruck. Die Verbraucherpreise erhöhten sich im ersten Halbjahr 2015 lediglich um 0,3 Prozent, die Lebensmittelpreise nur um 0,5 Prozent.

Exportgeschäft als Wachstumstreiber
Ein wichtiger Wachstumstreiber für die Ernährungsindustrie bleibt das Exportgeschäft. Deutschland ist heute der drittgrößte Lebensmittelexporteur weltweit. Sichere Qualitätslebensmittel aus Deutschland sind ein Exportschlager, der Export sichert besonders den kleinen und mittleren Unternehmen Erträge und Beschäftigung.

Doch weiteres Exportwachstum erweist sich für die Branche als große Herausforderung, aktuell stagniert das Auslandsgeschäft wert- und mengenmäßig. Immer mehr internationale Konkurrenz und zunehmende Hürden im Exportgeschäft aber auch geopolitische Entwicklungen erschweren den Marktzugang in strategisch wichtigen Absatzmärkten und gefährden Marktanteile. Um den Umsatzrückgang im Inland auszugleichen und ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten, benötigen die Unternehmen der Ernährungsindustrie einen verbesserten Marktzugang im Ausland und die Unterstützung der Politik.

Ernährungswandel bestimmt Kaufverhalten der Verbraucher
Der Verbraucher bestimmt durch seine Kaufentscheidung das Angebot. Qualität ist heute zunehmend wichtiger als der Preis, die deutschen Verbraucher sind öfter bereit für hochwertige Lebensmittel mehr Geld auszugeben. Durch das gestiegene Konsumbewusstsein aber auch den erhöhten Zeitstress kaufen die Verbraucher seltener und weniger, aber hochwertiger. Die Unternehmen der Ernährungsindustrie sind herausgefordert, sich schnell den Verbrauchertrends anzupassen, um neue Marktnischen zu besetzen und mehr Wertschöpfung zu generieren. Dem wertmäßigen Wachstum sind dabei jedoch vor allem durch den harten Preiswettbewerb im stark konzentrierten Lebensmitteleinzelhandel Grenzen gesetzt.

Ausblick und Prognose
Zu Beginn des zweiten Halbjahres 2015 setzt sich die Stagnation im In- und Ausland fort. Der Juli brachte der Ernährungsindustrie einen mengenmäßigen Umsatzrückgang von 0,4%, dabei fielen die Verkaufspreise weiter. Die Unternehmen der Ernährungsindustrie zeigen sich dennoch positiv gestimmt zum Jahresende. Der ifo-Geschäftsklimaindex für die Branche verbesserte sich im dritten Quartal 2015 gegenüber dem Vorjahr deutlich. Die BVE rechnet jedoch damit, dass auch in 2015 wert- und mengenmäßig kein positives Wachstum erreicht werden kann.