Exportklima der Lebensmittelindustrie bleibt 2023 hinter Vor-Corona-Niveau zurück

Branche erzielt 2022 einen Jahresumsatz von 218,5 Milliarden Euro

Exporte

Im Jahr 2022 erzielte der Exportbereich der Lebensmittelbranche in Deutschland einen Wert von 76,6 Milliarden Euro. 2023 zeigt die Stimmungslage in der exportierenden Ernährungsindustrie aufgrund wirtschaftlicher und politischer Unsicherheiten ein gemischtes Bild. Dies ergab die jüngste Umfrage der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie. Multifaktorielle Einflüsse führen dazu, dass die aktuelle Geschäftslage des deutschen Exportgeschäfts auch für dieses Jahr nicht nur weiter deutlich hinter dem Vorkrisenniveau von 2019 zurückbleibt.

Es hat sich ebenfalls im Vergleich zum Vorjahr leicht eintrübt. Die Geschäftserwartungen bleiben ebenfalls deutlich unterhalb des Vorkrisenniveaus, auch wenn sich diese gegenüber dem Vorjahr verbessern konnten. Hier muss jedoch beachtet werden, dass die Befragung 2022 kurz nach Ausbruch des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine durchgeführt wurde. Trotz der weiterhin sehr schwierig zu antizipierenden weltpolitischen Lage stieg das Exportklima 2023 im Vergleich zum Vorjahr an. Insgesamt bleiben die Erwartungen jedoch sowohl unterhalb der Einschätzungen aus 2021 als auch deutlich unter dem Vorkrisenniveau von 2019. Für die Lebensmittelindustrie ist das Exportgeschäft ein wichtiges Standbein, um neben dem gesättigten Hauptabsatzmarkt Deutschland zusätzliches Wachstum zu generieren. Trotz der gerade in Europa in den letzten Jahren stetig gestiegenen Kosten plant 55 Prozent der Hersteller, in den nächsten zwölf Monaten neue Märkte zu erschließen. Dabei sind die Länder der EU-27 sowie die Schweiz, Norwegen und Großbritannien mit knapp 80 Prozent die relevantesten Regionen für die Neuerschließung. An zweiter Stelle folgen die Länder Süd-/Ost-/Südostasiens mit 45 Prozent.

„Der Export ist für die deutsche Ernährungsindustrie eine wichtige Ertragsstütze. Gleichzeitig ist der internationale Handel unerlässlich für die globale Ernährungssicherung und die Aufrechterhaltung resilienter Lieferketten. Missernten, politische Konflikte oder wirtschaftliche Krisen können andernfalls schnell zur wirtschaftlichen oder gar humanitären Krise werden. Deswegen brauchen wir einen klaren politischen Kurs, der strategische Handelspartnerschaften zum Beispiel mit den USA stärkt. Handelshemnisse sind dringend abzubauen, damit sich der Export weiter erholen kann," erklärt Stefanie Sabet, BVE-Geschäftsführerin und Leiterin des Büro Brüssel.

Nachhaltige und resiliente Lieferketten als wichtigster Faktor

Der Exportindikator der deutschen Lebensmittelindustrie ist ein Folgeformat des Exportbarometers und wird im Auftrag der BVE von der Beratungsgesellschaft AFC Management Consulting erstellt. Schwerpunkt der diesjährigen Befragung waren die geopolitischen Krisen, die die Unternehmen vor große Herausforderungen stellen. 60 Prozent der befragten Experten der deutschen Lebensmittelindustrie gaben an, dass politische und rechtliche Stabilität ein wichtiges Kriterium für die Erschließung neuer Märkte ist. Noch wichtiger sind nachhaltige und resiliente Lieferketten, die von 100 Prozent der Befragten als wichtig eingestuft wurden, sowie ein wachsender Markt und die Wettbewerbssituation in den jeweiligen Märkten mit 71 Prozent.

In der diesjährigen Umfrage wurden Unternehmen auch zu den wichtigsten Absatzmärkten der Branche befragt. Die Erwartungen für die Märkte in der EU und in Drittstaaten waren heterogen. Für die EU-Märkte gehen die Experten von einem stabilen Wachstum in den nächsten sechs Monaten aus. Bei den Drittlandsmärkten wurden die höchsten Wachstumserwartungen für die USA und die Golfstaaten geäußert, während die Hersteller insbesondere in China mit sinkenden Umsätzen rechnen. Für Brasilien, die Schweiz und Südafrika gehen die meisten Experten von einem stabilen Absatz in den nächsten sechs Monaten aus.

Preisbereinigter Umsatz der deutsche Lebensmittelindustrie sinkt 2022

Zudem hat der BVE vor kurzem den Jahresbericht für 2022 vorgelegt. „In der Ernährungsindustrie wurde im vergangenen Jahr ein Umsatz von 218,5 Milliarden Euro erwirtschaftet, damit ist sie nach wie vor einer der bedeutendsten Industriezweige dieser Republik", sagt BVE-Hauptgeschäftsführer Christoph Minhoff. „Allerdings fällt die Bilanz durchwachsen aus: preisbereinigt fiel der Gesamtumsatz im Vergleich zum Vorjahr um 0,8 Prozent und im Auslandsgeschäft sogar um 3,6 Prozent. Hier stellt sich die Frage der Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit." Eine Blitzbefragung der BVE-Mitglieder zeigt, dass die Mehrheit der Unternehmen die Ertragslage 2022 negativ oder sehr negativ einschätzt. Auch der Ausblick auf die Ertragslage für das laufende Jahr 2023 fällt überwiegend negativ aus. Eine Konsequenz daraus ist, dass Unternehmen Investitionen eher zurückhalten.