150 Jahre Expertise in der Verpackungstechnik

Bosch Packaging Technology

Michael Voeth

LMV-online.de sprach mit Michael Voeth, Produktmanager des Bereiches Paketiermaschinen von Bosch Packaging Technology. Er gibt einen Einblick in eineinhalb Jahrhunderte an Erfahrung mit der Entwicklung qualitativ hochwertiger Verpackungstechnik und Kundenzufriedenheit.

Herr Voeth, wann wurde Bosch erstmals im Bereich Verpackungstechnik aktiv, und wie hat sich das Portfolio über die Jahre verändert?

Die Bosch-Geschichte im Verpackungsmarkt begann in den 1960er Jahren mit dem Zukauf verschiedener Firmen. Mit diesen Akquisitionen setzte die Bosch Gruppe ihre Strategie der Diversifizierung in neue Geschäftsfelder fort. Ab 1969 wurde in Teilschritten das deutsche Unternehmen Hesser übernommen.

Gegründet im Jahr 1861, entwickelte Hesser die erste Briefkuvertier-Falzmaschine und war somit die Wiege des deutschen Verpackungsmaschinenbaus. Bereits 1875 baute Hesser eine Maschine zum Falten und Kleben von runden Zichorienhülsen, einem damaligen Kaffeeersatz, gefolgt von der ersten automatischen Paketiermaschine im Jahre 1885, die Hesser bis 1911 zum Vollautomaten weiterentwickelte.

Hesser war seit Anbeginn ein Name in der Kaffeeindustrie und konnte sich durch die Kompetenz im Kaffeebereich auch zum Spezialisten in der Pulverabfüllung und -verpackung entwickeln – bis heute ein strategischer Fokus unseres Bereiches. Die ausgefeilte Dosiertechnik erlaubt es, auch schwierige Produkte wie Mehl, Zucker, Milchpulver und Backmischungen sicher zu handhaben."

Die Übernahme von Hesser war also ein bedeutender Schritt für den späteren Erfolg von Bosch in der Verpackungsindustrie?

Auch wenn sich Leser des Wirtschaftsteils vielleicht verwundert die Augen rieben, folgte Bosch hier konsequent jener Logik, die auch hinter der Übernahme zweier weiterer Schlauchbeutelmaschinenhersteller aus Viersen und Bergisch Gladbach in den Jahren 1964 und 1966 stand. Bosch hatte die Verpackungsmaschinenbranche für sich entdeckt! An den Einstiegsmarkt – Schlauchbeutelmaschinen für Nahrungsmittel und Süßwaren – schließt sich das Hesser-Spezialgebiet Paketiermaschinen nahtlos an.

1974 kam Bosch mit der Gründung des Geschäftsbereichs Verpackungsmaschinen, heute „Packaging Technology“, dem Bedürfnis nach, für ein wachsendes Geschäftsfeld sowie für spezifische Kundenbedürfnisse einen gesonderten Bereich zu schaffen. Package Makers ist eine Einheit innerhalb von Packaging Technology, die sich insbesondere auf die Handhabung von Kaffee, Milch- und Babypulver, sowie Mehl und Zucker spezialisiert hat.

Welche Maschine ist am längsten im Portfolio von Package Makers, und was ist der Schlüssel zu dessen Erfolg?

Wir haben mit unserer PKD-Reihe noch heute Maschinen im Portfolio, deren grundsätzliches Funktionsprinzip auf der 1894 entwickelten Dornradmaschine basiert. Während die erste Maschine dieser Art zwischen 25 und 30 Packungen pro Minute verarbeitete, schaffen heutige Maschinen 100-150 Packungen pro Minute. Das Prinzip ist gleich geblieben, aber die Materialien sind heutzutage weitaus belastbarer. Zusätzliche Verbesserungen in der Elektronik sowie Simulationsmöglichkeiten in der Konstruktion bringen eine höhere Produktionssicherheit, was vor allem von Herstellern anspruchsvoller Produkte wie beispielsweise Kaffee geschätzt wird.

Wie reagiert Bosch auf sich ändernde Bedürfnisse von Konsumenten und Herstellern, vor allem im Kaffeesektor?

Für Konsumenten zählt nicht nur die Qualität, sondern auch die Haltbarkeit von Produkten. Unsere Expertise im Kaffeebereich ist hier beispielhaft: Kaffee ist ein sauerstoffempfindliches Produkt – daher müssen notwendigerweise Evakuierungs- und Begasungsprozesse eingesetzt werden, um weder Qualität noch Aroma dieses teuren Produktes zu beeinträchtigen. Bereits in den 1960er Jahren haben wir erfolgreiche Produktschutzeinrichtungen entwickelt. Wir waren Vorreiter mit „vacufin“, und konnten als erster Verpackungsmaschinenhersteller diese Art von Vakuumpackungen produzieren.

Später kamen das „neutrafill“ Verfahren, eine Begasung mit Schutzgas für geringe Restsauerstoffwerte und das erste außenliegende Aromaschutzventil (V30) hinzu. Als nächstes Verfahren entwickelten wir das „neutravac“ Verfahren, mit dem es erstmals möglich war, minimale Restsauerstoffwerte für vertikale Schlauchbeutel zu erreichen.

Darüber hinaus achten Kunden zunehmend auf das Design von Verpackungen. Bosch ist der einzige Anbieter auf dem Markt, der sowohl außen- als auch innenliegende Ventile zur Verfügung stellt, je nachdem, ob diese aus Gründen des Marketings mehr oder weniger prominent auf der Verpackung sichtbar sein sollen. Uns ist es wichtig, nicht nur auf Kundenbedürfnisse zu reagieren, sondern diese zu antizipieren. Das Thema Nachhaltigkeit etwa gewinnt an Bedeutung. Momentan entwickeln wir beispielsweise ein Ventil aus erneuerbaren Materialien – genau das richtige für Verkäufer von Biokaffee, da diese auch erneuerbare Materialien für die Verpackung verwenden.

Was waren die spannendsten Neuerungen im Portfolio, und woran arbeitet Bosch momentan?

Meilensteine waren wie bereits erwähnt die Herstellung der ersten Vakuumverpackung sowie des ersten außenliegenden Ventils (V30). Zudem waren wir die ersten auf dem Markt, die für vertikal produzierte Schlauchbeutel hohen Produktschutz sicherstellen konnten. Weiterhin entwickelten wir Ende der 1990er Jahre die erste Verpackungsmaschine mit einem servomotorischen Beuteltransport (PMC). Dieser ermöglicht eine saubere und verschleißfreie Produktion sowie einfache und schnelle Formatwechsel.

Zu unseren neusten Meilensteinen zählen unsere Entwicklungen, welche Formatflexibilität ermöglichen. Ein Beispiel ist die Weiterentwicklung der Einformat-Dornradaschine PKD zur ersten formatflexiblen Dornradmaschine PME 4061. Diese Anlage versetzt den Hersteller in die Lage, eine Vielzahl verschiedener Packungsvarianten und -größen mit einer Dornradmaschine, bei hoher Ausbringung und sehr guter Packungsqualität, zu handhaben. Neben unseren Paketiermaschinen bieten wir eine abgestimmte Lösung für Pulver sowie eine Schlauchbeutelmaschine speziell für die Kaffeeindustrie, wobei alle Maschinen auf hohe Produktionseffizienz ausgelegt sind.

Zu unseren derzeitigen Projekten gehören der Ausbau des Kontrollwaagengeschäftes mit neuen Modellen für verschiedene Formate sowie der Ausbau des Ventilgeschäftes. Hier entwickelten wir beispielsweise einen eigenständigen Ventilapplikator, der vor jede Verpackungsmaschine geschaltet werden kann. Da er über einen eigenen Folienabzug verfügt garantiert er eine hohe Prozesssicherheit. Die kompakte Bauweise des Applikators sowie die Möglichkeit der leichten Nachrüstung bieten dem Hersteller ein hohes Maß an Flexibilität.

Was wird die Zukunft bringen?

In Zukunft wird es möglich sein, für noch mehr Produkte, die sowohl Sauerstoff abgeben als auch sauerstoffempfindlich sind, Verpackungslösungen bereitzustellen, welche die Lebensdauer des Produkts erhöhen. Beispiele hierfür sind frischer Teig, frisch geschnittenes Gras, Käse oder auch Kohl. Spannend wird auch die weitere Entwicklung des Pulvermarktes sein, wo Expertise in der akkuraten Dosierung, gekoppelt mit strikten Hygienebestimmungen, gefragt ist.