Wie Verpackungstechnologie über traditionellen Produktschutz hinaus Lösungen schafft

Übersichtsbeitrag zu nachhaltigen Konzepten

Die effektivsten kaltsiegelfähigen Barrierepapiere der Branche können einen Papieranteil von bis zu 90 Prozent aufweisen. Mit der entsprechenden Infrastruktur können sie über den Papierabfallstrom recycelt werden

Von umweltbewussten Konsumenten inspiriert, fokussieren sich Unternehmen aus der Lebensmittelindustrie und dem Non-Food Bereich nicht länger allein auf den Produktschutz, wenn es um die Wahl des Verpackungsmaterials geht. Stattdessen greifen sie aufgrund von Aspekten wie der Entsorgung der Verpackung zunehmend auf Alternativen wie Papier oder vollständig recycelbare Mono-Materialien zurück. Dank innovativer Verpackungstechnologien sind Hersteller branchenübergreifend auf einem guten Weg, Verpackungskonzepte zu entwickeln, die die künftige Vermarktung, den Vertrieb und den Konsum von Produkten des täglichen Bedarfs verändern könnten.

Jahrzehntelang haben Markenverantwortliche sowie Konsumenten Verpackungsmaterialien auf der Basis gut etablierter Parameter ausgewählt: Produktionskosten, Erscheinungsbild, Produktschutz, maschinelle Verarbeitbarkeit und Attraktivität im Regal. In den vergangenen Jahren haben die Erwartungen umweltbewusster Verbraucher und die gesetzlichen Regelungen einen zusätzlichen Faktor ins Spiel gebracht: die Entsorgung des Materials am Ende seiner Lebensdauer. Das hat Hersteller sowie Markenverantwortliche dazu veranlasst, neue Lösungen zu entwickeln und umzusetzen - ohne Kompromisse bei den oben genannten Parametern einzugehen. Unter den zahlreichen nachhaltigen Materialien schaffen es zwei, erfolgreich ein Gleichgewicht zwischen den Kriterien herzustellen: papierbasierte Lösungen und recycelbare Mono-Material-Folien.

Papier - ein Trumpf unter nachhaltigen Materialien

Während die Verarbeitung von Papier für Zweit- und Endverpackungen - vor allem aufgrund der dort guten Maschinengängigkeit - gut etabliert ist, gibt es bei der Nutzung von Papier als Erstverpackung noch unausgeschöpftes Potenzial. Derzeit werden papierbasierte Materialien größtenteils zur Herstellung altbekannter Erstverpackungen für Produkte mit niedrigen Barriereanforderungen verwendet, wie z. B. Schlauchbeutel für Nudeln, Zucker oder Mehl. Die Entwicklung von funktionalisierten Papieren ermöglicht höhere Barriereeigenschaften, ist jedoch mit einigen Herausforderungen verbunden. Papierbasierte Verpackungen dürfen nur eine sehr dünne Heißsiegelschicht aufweisen, damit sie recycelt werden können. Die dünnen Schichten sind allerdings weniger robust, wodurch ein schonendes Handling sowie speziell entwickelte Siegelsysteme erforderlich sind, um dichte Siegelungen zu erzielen, die das Produkt im Inneren zuverlässig schützen. Deshalb setzen Hersteller auf horizontale und vertikale Schlauchbeutelmaschinen, um siegelfähige Barrierepapiere mit einem Papieranteil von bis zu 90 Prozent zu verarbeiten. Diese Maschinen falten und verpacken alle Beutelarten, ohne das empfindliche Material zu zerreißen oder zu zerknittern - darunter auch den attraktiven Doy Standbeutel. Darüber hinaus erreichen Hersteller mit papierbasierten Verpackungen die gleichen Verarbeitungsgeschwindigkeiten wie mit herkömmlichen Kunststofffolien und müssen somit keine Kompromisse bei der Effizienz eingehen.

Mono-Materialien - die umweltfreundliche Alternative zu Verbundstoffen

Mono-Material-Folien sind eine weitere Möglichkeit, Produkte mit weniger Kunststoff nachhaltig zu verpacken. Vollständig recycelbares Polypropylen oder Polyethylen eignen sich als Erstverpackung für empfindliche Lebensmittel mit höheren Barriereanforderungen wie beispielsweise Riegel, Kekse und Cracker. Da diese Materialien wärmeempfindlich sind, sollte die Siegeltechnologie insbesondere im Hochleistungsbereich angepasst werden. Die Außenschicht des Materials verträgt nur kurze Siegelzeiten, weshalb die Siegelfenster deutlich kleiner sind als bei herkömmlichen Verpackungsmaterialien. Gleichzeitig führt ein zu geringer Energieeintrag zu einer unzureichenden Siegelung. Um mit Mono-Material-Folien bei unterschiedlichen Foliengeschwindigkeiten und konstantem Energieeintrag die perfekte Naht zu erzeugen, müssen die drei Siegelparameter Druck, Temperatur und Zeit optimal aufeinander abgestimmt werden.

Da viele Hersteller erst nach und nach nachhaltig verpackte Alternativen zu bestehenden, beliebten Produkten auf den Markt bringen wollen, müssen ihre Maschinen flexibel sein und verschiedene Materialien verarbeiten können - herkömmliche Verbundstoffe, papierbasierte Materialien und recycelbare Mono-Material-Lösungen. Maschinen, die sich leicht nachrüsten lassen, stellen sicher, dass Hersteller flexibel zwischen diesen Verpackungsoptionen wechseln und gleichzeitig die sich ständig ändernden Branchenvorschriften und Verbrauchertrends erfüllen können. Hersteller aus der Lebensmittelindustrie und aus dem Non-Food Bereich verlassen sich dabei häufig auf tatkräftige Unterstützung entlang der Wertschöpfungskette, vor allem auf Materiallieferanten sowie Maschinenherstellern um optimale Ergebnisse zu erzielen.

Grenzen jenseits des Produktschutzes verschieben

Innovative Verpackungstechnologien sind außerdem entscheidend für die Entwicklung nachhaltiger Verpackungskonzepte, die weit mehr als nur Produktschutz bieten. Die Entwicklung völlig neuer Verpackungsformen für mehr Attraktivität im Regal und Nachhaltigkeit liegt im Trend. Aktuelle Innovationen in der Papierformtechnologie bieten bereits ökologische Verpackungsalternativen für Produkte des täglichen Bedarfs im Supermarkt: Papierblister für Nahrungsergänzungsmittel und gesiegelte Papierschalen für Käse wurden kürzlich auf den Markt gebracht. Hersteller sind jedoch bestrebt, die Grenzen noch weiter zu verschieben: Ziel ist es, nicht nur Nachhaltigkeitsziele zu erreichen, sondern gleichzeitig einen Mehrwert zu bieten, z. B. handlichere Größen, einen hochwertigen Look oder ein neues Verpackungserlebnis zu schaffen. Neben Brotaufstrichen und Konfitüren können auch Elektronik, Mund- und Körperpflegeprodukte und sogar Kosmetika und Nahrungsergänzungsmittel bereits in geformten Papierschalen verpackt werden. Sie ersetzen nicht nur Kunststoff, sondern können dank ihrer festen Struktur, Bedruckbarkeit und Formflexibilität den Bedarf an Kartonverpackungen reduzieren, was sich positiv auf den ökologischen Fußabdruck auswirkt. Die Verpackungen können so gestaltet werden, dass sie Verbraucher im Regal auffallen und gleichzeitig das Nachhaltigkeitsengagement der Marke unterstreichen.

In einigen Fällen dürften neue Verpackungsformen wie Papier-Strukturschalen den Weg für veränderte Produkte ebnen und langfristig sogar neue Verbrauchergewohnheiten zur Folge haben. Alltägliche Produkte wie flüssige Shampoos könnten Verbraucher in trockener Form und mit einem Bruchteil des Volumens und des Gewichts in der gesamten Produktwertschöpfungskette erreichen. In Einwegverpackungen als wasserlösliche Tabletten verpackt, kann ein Produkt wie Shampoo erheblich zur Senkung von Kosten und CO2-Emissionen beitragen - und neue Vertriebskanäle wie den E-Commerce erschließen. Im Vergleich zu ihrer flüssigen Variante sind diese trockenen Waren des täglichen Bedarfs länger haltbar und können sicherer und direkt an die Haustür geliefert werden. Eine neue Ebene der Beratung und Zusammenarbeit zwischen Markenverantwortlichen, Recyclingunternehmen und Anlagenanbietern - wie Syntegon - schafft die Voraussetzung, um das volle Potenzial zukünftiger Verpackungskonzepte der Industrie auszuschöpfen.

Gastautor:
Torsten Sauer
Projektleiter Nachhaltigkeit bei Syntegon Technology
Tel: +49 7151 142 137
Mail: torsten.sauer2@syntegon.com
 

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