Ende der Milchquote bietet neue Wachstumschancen

Milch

Mit dem Auslaufen der Milchquote im Jahr 2015 wird der Milchmarkt zunehmend liberalisiert. Der stetige Wandlungs- und Modernisierungsprozess bei den Molkereien und Milchviehhaltern hat sich hierdurch weiter beschleunigt.

Die Molkereien stehen vor der Herausforderung, sich entweder über Markenprodukte und Spezialitäten oder über eine effiziente Produktion im internationalen Wettbewerb zu positionieren. Beides ist nur mit weiteren Konsolidierungsschritten und Investitionen möglich. Die deutschen Milchviehhalter können ihre Wettbewerbsfähigkeit erhalten oder ausbauen, wenn es ihnen gelingt, die hohen Lohn- und Flächenkosten mit technischem und züchterischem Fortschritt zu kompensieren.

Für die kapitalintensive Milchviehhaltung erfordert dies weitere Investitionen. "Auch wenn letztlich nicht mit Sicherheit vorhergesagt werden kann, wie sich der Milchmarkt entwickelt, bietet die Aufhebung der Mengenbeschränkung für die deutsche Milchwirtschaft durchaus Chancen. Sei es im Export mit Standardprodukten, mit Spezialitäten oder in Nischen auf dem zahlungskräftigen Heimatmarkt. Die Landwirtschaftliche Rentenbank unterstützt die Investitionstätigkeit der Branche und sorgt für einen zuverlässigen Zugang zu günstigem Fremdkapital", so Horst Reinhardt, Sprecher des Vorstands, anlässlich der Bilanzpressekonferenz der Förderbank für die Agrarwirtschaft.

Nachfrage nach Milch steigt weltweit
Wie die Rentenbank in ihrem Geschäftsbericht ausführt, habe die Milchwirtschaft für die deutsche Agrar- und Ernährungswirtschaft eine herausragende Bedeutung. Die Milch sorge immerhin für rund ein Fünftel des gesamten landwirtschaftlichen Produktionswerts. Innerhalb der wettbewerbsfähigen europäischen Milchwirtschaft sei Deutschland der größte Produzent. Weltweit steige die Nachfrage nach Milch und die Preise hätten sich seit dem Einbruch 2008/2009 nahezu verdoppelt.

Durch die Liberalisierung der Milchmärkte käme es allerdings zu volatileren Preisen, worauf sich die Milchwirtschaft erst noch einstellen müsse. Im internationalen Vergleich weise Deutschland zwar Kostennachteile auf, das stabile Wirtschaftsumfeld, das gute Know-how und der große Binnenmarkt seien aber wichtige Standortvorteile. Hierzu gehörten auch die guten Finanzierungsbedingungen für den kapitalintensiven Bereich.

Lieferverträge müssen neu verhandelt werden
Wie die Rentenbank weiter ausführt, ergäben sich durch die spezifischen Eigenschaften des Rohstoffs Milch gegenseitige Abhängigkeiten zwischen Milchlieferanten und den Molkereien. Die Milcherzeuger seien auf wettbewerbsfähige und erfolgreiche Molkereien angewiesen. Molkereien wiederum benötigten eine regelmäßige Belieferung. Um nach dem Quotenausstieg zu vermeiden, dass zuviel gelieferte Milch nur zu geringeren Preisen vermarktet werden kann, müssten teilweise die Lieferverträge zwischen den Molkereien und den Landwirten neu abgestimmt werden. Derzeit sei die Ausgestaltung dieser Verträge allerdings noch offen.

Strategisch böten sich den Molkereien mehrere Möglichkeiten. So konzentrierten sich manche auf Spezialitäten oder regionale Produkte. Andere sähen eher Perspektiven im Aufbau einer eigenen starken Marke. In Betracht käme aber auch, größere und effizientere Strukturen zu schaffen, um so die Verhandlungsmacht gegenüber dem Handel zu erhöhen und Exportmärkte mit standardisierter Ware wie beispielsweise Trockenmilch oder Käse erschließen zu können.

Konjunkturbarometer Agrar zeichnet positives Bild
Die Ergebnisse einer Befragung im Rahmen des Konjunkturbarometers Agrar im Dezember 2012 zeigten, dass die Milchviehhalter in den Veränderungen der Rahmenbedingungen für sich und die Milchbranche Chancen sehen und positiv in die Zukunft blicken. 40 % der Landwirte schätzten die Zukunftsaussichten gut bzw. sehr gut ein, 50 % standen der Entwicklung neutral gegenüber. Lediglich 10 % beurteilten die Zukunft negativ.