Ernährungsindustrie mit moderatem Wachstum

Wachstumsimpulse kommen vom Export

Bilanz 2012

Die Ernährungsindustrie schaut in einem schwierigen Geschäftsumfeld recht zufrieden auf das zurückliegende Jahr. Sie erzielte 2012 ein nominales Wachstum von 4,1%. Der Branchenumsatz stieg nach Berechnungen der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE) auf 170,1 Mrd. Euro.

Nach Abzug der Preissteigerungen reduziert sich der Zuwachs auf 0,7%, damit setzte sich der Trend des Vorjahres fort. Die kalender- und saisonbereinigte Produktionsleistung entwickelte sich 2012 mit einem Minus von 0,5% rückläufig.

Konjunkturbedingte Bremsspuren in wichtigen EU-Märkten, gestiegene Produktionskosten und unverändert hoher Wettbewerbsdruck im deutschen Markt erschweren den Unternehmen das Geschäft.

Wachstum durch Export in Drittländer
Der Export war 2012 erneut maßgeblich für das Umsatzwachstum verantwortlich. Die Exportquote erhöhte sich auf 31% und erreichte einen Wert von 53,4 Mrd. Euro; das entspricht einem Zuwachs von 11,4% gegenüber dem Vorjahr. Die Nachfrage nach deutschen Qualitätslebensmitteln im Ausland ist ungebrochen, besonders stark gefragt sind Fleisch- und Milcherzeugnisse sowie Süßwaren. Die schwachen Margen im Inlandsgeschäft und der demografische Wandel treiben die Exportorientierung der Unternehmen an.

Wachstumsimpulse kommen besonders aus kaufkräftigen und konsumfreudigen Märkten außerhalb der EU. Hier konnte 2012 ein beachtliches Exportwachstum von 15,3% erreicht werden. Die wichtigsten Absatzmärkte sind die USA, Russland und die Schweiz, die höchsten Wachstumsraten zeigen die Regionen Asien/Pazifik, Afrika und der Nahe und Mittlere Osten.

Deutlich gedämpfter entwickelte sich das Auslandsgeschäft im EU-Binnenmarkt, wo mehr als drei Viertel der deutschen Lebensmittelexporte abgesetzt werden. Grund ist die schwache Konjunktur und steigende Arbeitslosigkeit in wichtigen EU-Absatzmärkten. Mit einem Zuwachs von +2,3% fiel das Wachstum hier geringer aus.

Dank ihrer hohen Wettbewerbsfähigkeit ist es den Unternehmen der Branche gelungen, sich am Weltmarkt zu behaupten. Die Ernährungsindustrie ist ein wichtiger konjunkturstabilisierender Faktor für die deutsche Volkswirtschaft. Im letzten Jahr konnten zusätzlich 6.500 neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Mit 556.500 Beschäftigten ist die Ernährungsindustrie der viertgrößte Industriezweig in Deutschland.

Agrarrohstoffe - Preistrend geht weiter nach oben
Nach einem bereits erheblichen Anstieg der Preise für Rohstoffe, Energie und Transport im Vorjahr, zogen die Kosten 2012 weiter an. Die 13 wichtigsten Rohstoffe für die Lebensmittelproduktion verteuerten sich um 2,4%. Die Prei-se erreichten im Sommer aufgrund schlechter Ernten vorrübergehend sogar ihren langfristigen Höchststand. Agrarrohstoffe machen im Durchschnitt rund 40% der Produktionskosten aus.

Energiekosten steigen
Die steigenden Energiepreise werden durch die Energiewende der Bundesregierung und die Förderpolitik für Bioenergie weiter angeheizt. Laut einer BVE-Umfrage schätzen 89% der befragten Lebensmittelhersteller höhere Energiekosten als bedeutende Herausforderung in 2013 ein. Die BVE wird sich dafür einsetzen den Anstieg der Energiepreise zu begrenzen, z.B. durch die Rückführung der EEG-Einspeisevergütungen.

Wertstoffgesetz
Mit Blick auf die Weiterentwicklung der Verpackungsverordnung in ein Wert-stoffgesetz erwartet die BVE, dass die damit verbundene haushaltsnahe Wertstoffsammlung, deren Finanzierung über Lizenzentgelte maßgeblich durch Ernährungsindustrie erfolgt, auch zukünftig auf privatwirtschaftlicher und wettbewerblicher Grundlage umgesetzt wird. Die gegenwärtige Ausrichtung der Produzentenverantwortung, die über die dualen Systeme stattfindet, stellt eine Erfolgsgeschichte dar; dies hat das Bundeskartellamt im Dezember 2012 in seiner Sektoruntersuchung festgestellt. Eine Rekommunalisierung dieser Wertstoffsammlung lehnt die BVE ab, nicht zuletzt weil daraus höhere Kosten resultieren würden.

Moderate Verbraucherpreissteigerungen
Trotz positiver und stabiler Kauflaune der Verbraucher konnten gegenüber dem Lebensmitteleinzelhandel Preisanpassungen nur in begrenztem Maße erreicht werden. Die hohe Marktkonzentration der Handelsunternehmen, der Wettbewerb um mehr Wertschöpfung und stabile Preise lassen auch in 2013 schwierige Verhandlungen erwarten. Die Verbraucher profitieren davon, so stiegen die Preise für Lebensmittel und alkoholfreie Getränke 2012 nur um 3,2%.
Prognose 2013

Die gesamtwirtschaftliche Entwicklung verspricht 2013 keine erhöhte Wachstumsdynamik. Die gute Arbeitsmarktlage und erwartete konstante Inflationsrate stützen das positive Konsumklima im Inland. Trotz der Herausforderungen auf der Kostenseite zeigen sich die Lebensmittelhersteller zuversichtlich, 2013 an die Entwicklung von 2012 anknüpfen zu können. Die BVE rechnet für 2013 mit einem nominalen Umsatzwachstum von 3%.

Grundlegende Bedingung für weiteres Wachstum sind Impulse aus dem Ex-portgeschäft außerhalb der EU. In der aktuellen Wirtschaftskrise ist ein Trend zur Erschwerung des Marktzugangs auf vielen wichtigen Märkten zu beobachten. Die BVE setzt sich deshalb für den Abbau von Handelshemmnissen ein, dabei ist die Unterstützung der Bundesregierung unverzichtbar.

Individuelle Konsumtrends
Trotz starker Preisorientierung beim Einkauf sind die Verbraucher bereit mehr Geld für hochwertige Lebensmittel auszugeben. Qualität und Genuss sind kaufentscheidend, Premiumprodukte erhalten verstärkt Zuspruch. Aber auch das zunehmende Bedürfnis nach Individualität und Flexibilität geprägt durch den gesellschaftlichen Wandel bestimmt das Einkaufsverhalten. Convenienceprodukte, Bio-Produkte oder auch Gesundheitsaspekte beim Lebensmitteleinkauf, die Kundenwünsche sind vielfältig.

Die Hersteller antworten auf diesen Trend mit einem zunehmend diversifizierten Sortiment, das sich dem Markt und den Kundenwünschen optimal anpasst. Wichtig für den Verbraucher ist das Vertrauen in Produkt und Hersteller. Transparenz und Nachhaltigkeit sind dabei entscheidende strategische Themen für die Ernährungsindustrie.

Verbraucherpolitik und Verbraucherkommunikation
Von der Politik erwartet die Ernährungsindustrie, dass sie in der Verbraucherpolitik einen Rahmen setzt, der dieses Vertrauensverhältnis unterstützt. Dabei sollte sie auf einen mündigen Verbraucher setzen, der sich informiert und aufgeklärte Konsumentenentscheidungen trifft. Regulierende Eingriffe in den Markt zu Verbote, Steuern oder andere Instrumente sind fehl am Platze. Für die Ernährungsindustrie selbst gilt es, stärker die Kommunikation mit der Gesellschaft aufzunehmen als bisher.