Zuckerquote: Preisdruck auf Hersteller wächst weiter

Deutsche Lebensmittelwirtschaft unterzuckert?

Würfelzucker - Rohrzucker

Wie das Infozentrum Zuckerverwender berichtet, werden die negativen Auswirkungen der planwirtschaftlichen europäischen Zuckerpolitik immer sichtbarer. Hersteller von Konfitüren, Limonaden sowie Süß- und Backwaren geraten immer weiter wirtschaftlich unter Druck.

Der Zuckermarkt führte in den vergangenen Monaten mit seiner Mengenbeschränkung aufgrund der EU-Zuckerquote zu Versorgungsengpässen und drastischen Zuckerpreissteigerungen. Im Herbst 2011 stieg das Niveau des EU-Zuckerpreises sprunghaft um bis zu 50 Prozent.

„Vor allem kleinere und mittlere Betriebe der zuckerverwendenden Ernährungswirtschaft werden zwischen oligopolistischer Zuckerindustrie und nachfragemächtigem Lebensmitteleinzelhandel förmlich zerrieben. Erste Insolvenzen und Betriebsschließungen und der Verlust von Arbeitsplätzen sind die bereits jetzt sichtbare Konsequenz einer falschen Zuckerpolitik“, erklärt Karsten Daum vom Infozentrum Zuckerverwender in Bonn. „Eine Politik, die weiter einseitig Nachteile für die Zuckerverwender und Preissteigerungen für die Verbraucher in Kauf nimmt, ist nicht hinnehmbar. Die Zuckerquote muss im Rahmen der Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik abgeschafft werden.“

Rote Zahlen versus Rekordgewinne
Durch die zu geringen Versorgungsmöglichkeiten mussten Lebensmittelhersteller teils Aufträge ablehnen. Dadurch wurden wertvolle Wachstumschancen verpasst. Da es vielen Betrieben äußerst schwerfällt, erforderliche Preiserhöhungen gegenüber dem hoch konzentrierten Lebensmitteleinzelhandel durchzusetzen, schmelzen ihre Erträge dahin. Mittlerweile schreiben viele Hersteller der zuckerverwendenden Wirtschaft rote Zahlen, weitere Insolvenzen und Arbeitsplatzverluste drohen. Auf der anderen Seite vermelden die Unternehmen der Zuckerindustrie Rekordgewinne. Sie profitieren einseitig von der Zuckermarktregelung.

Die Engpasssituation für die Lebensmittelindustrie ist eigentlich absurd. In den Lägern der europäischen Zuckerindustrie ist insgesamt genügend Zucker vorhanden. Ein Teil des heimischen Zuckers (sog. Nicht-Quotenzucker) darf aber nicht an die Lebensmittelhersteller verkauft werden. Die planwirtschaftliche Zuckerquote deckt nur rund 85 % des EU-Eigenbedarfs ab (sog. Quotenzucker). Die restlichen fehlenden Mengen sollten aus bestimmten Entwicklungsländern zollfrei importiert werden, so der Plan der EU-Zuckermarktregelung. Diese Länder sind jedoch nicht in der Lage, die Versorgungslücken am EU-Zuckermarkt vollständig zu schließen. Reguläre Zuckerimporte vom lieferfähigen Weltmarkt sind durch hohe Schutzzölle von der EU abgeschottet.

„Europäischer Zucker ist ausreichend auf Lager, aber nicht am Markt“, beschreibt Karsten Daum die Situation durch die verfehlte EU-Mengensteuerung. Daher musste die Europäische Kommission in den vergangenen zwei Jahren durch insgesamt 17 Notmaßnahmen in den Markt eingreifen, um die Versorgung der Lebensmittelindustrie mit Zucker sicherzustellen. Dabei wurden u.a. auch über 1 Mio. t Zucker aus Drittstaaten importiert, um den Zuckerengpass der Lebensmittel- und Getränkeindustrie zu beheben. Gleichzeitig wurden über 2 Mio. t heimischer Zucker aus der EU in Drittstatten exportiert, weil er wegen des Quotensystems nicht an die europäische Lebensmittelindustrie verkauft werden darf. „Dieses System ist absurd und weder umweltfreundlich noch nachhaltig. Heimischer Zucker sollte den europäischen Zuckerverwendern unbegrenzt zur Verfügung stehen können. Die Zuckerquote ist nicht mehr zeitgemäß und gehört abgeschafft“, so Daum.

Hintergrund zur Zuckermarktordnung
Die Zuckermarktordnung sollte in früheren Zeiten die Rübenerzeuger schützen. Für den Erhalt der Zuckerrübenerzeugung in der EU ist die Zuckerquote sowohl laut EU-Kommission als auch einer aktuellen Studie des Bundesforschungsinstitut Johann Heinrich von Thünen nicht mehr notwendig. Die einschlägigen vorliegenden wissenschaftlichen Studien bestätigen, dass es bei Abschaffung der Zuckermarktordnung eher zu einer Erhöhung der Zuckerproduktion in Deutschland kommen wird. Ziel des IZZ ist ein wettbewerbsorientierter Zuckermarkt, der eine freie Markt- und Preisentwicklung gewährleistet und eine langfristige Versorgungssicherheit für die europäischen Zuckerverwender und Verbraucher schafft.