Trotz Rekordernte bleibt Zucker knapp und teuer

Notmaßnahmen der EU bestätigen den Zuckerengpass

Würfelzucker - Rohrzucker

Der deutschen Süßwarenindustrie fehlt es immer noch an Zucker. Trotz Rekordernte und ausreichenden Zuckermengen in Europa darf der europäische Zucker nicht frei an die Lebensmittelindustrie und die Endverbraucher verkauft werden.

Das europäische Quotensystem gestattet nur den Verkauf einer begrenzten Menge von jährlich 13,8 Mio. t an die Lebensmittelwirtschaft. Benötigt werden jedoch rund 16,6 Mio. t. "Viele Süßwarenhersteller sprechen mittlerweile von einer Zuteilungswirtschaft. Es mangelt den Unternehmen an Planungssicherheit und Wachstumschancen", so Dr. Dietmar Kendziur, Vorsitzender des Bundesverbands der Deutschen Süßwarenindustrie (BDSI) in Bonn. Binnen Jahresfrist hat der Engpass zu einem Anstieg des Zuckerpreises von rund 40% geführt.

Erst vor wenigen Tagen musste die EU-Kommission einräumen, dass das Interesse an zusätzlichem Importzucker im Rahmen eines Sonderausschreibungsverfahrens größer war als von ihr angenommen. Auch die Anträge der europäischen Zuckerindustrie, noch zusätzlichen EU-Zucker an die europäische Lebensmittelwirtschaft verkaufen zu dürfen, beliefen sich trotz hoher Gebühren von 211 EUR/t auf über 1,1 Mio. t. Aber nur 250.000 t wurden von der Europäischen Kommission in den Markt gelassen.

Nach Ansicht des BDSI unterschätzt die EU-Kommission die angespannte Situation. "Mit ihren kurzfristig angelegten Einzelmaßnahmen löst die Europäische Kommission nicht die Versorgungsproblematik am EU-Zuckermarkt", so Kendziur weiter. Nach Einschätzung des BDSI sind deshalb eine Abschaffung des Zuckerquotensystems in der EU und eine Absenkung des überhöhten Schutzzolls für Zucker notwendige politische Weichenstellungen. Bis dahin sollten verlässliche Marktmechanismen die Fehler in der Zuckermarktordnung überbrücken.