Stilfrage: deutsche Arbeitnehmer unzufrieden mit Führungskultur

Die Zukunft heißt Empowerment

Umfrage

Erwerbstätige in Deutschland sind mit dem Führungsstil ihrer Vorgesetzten weniger zufrieden als Arbeitnehmer in anderen Ländern. Das zeigt der Global Workforce Index von Kelly Services. Die Befragten haben auch einen Lösungsvorschlag zur Verbesserung der Führungsqualität: Ihrer Ansicht nach würde ein Führungsstil mit einem hohen Grad an Selbstbestimmung zu deutlich mehr Zufriedenheit führen.

In Puerto Rico und Mexiko scheint die Arbeitswelt noch weitgehend in Ordnung – jedenfalls im Vergleich: In diesen Ländern sind die Arbeitnehmer mehrheitlich zufrieden mit dem Führungsstil ihres Vorgesetzten. Jedoch beträgt die Zufriedenheitsrate schon beim Drittplatzierten Kanada nur 43 Prozent. In Deutschland hingegen erreicht die Zustimmungsquote mit 31 Prozent nicht einmal ein Drittel.

Top-Down vs. Selbstbestimmung
Der Grund der überwiegenden Unzufriedenheit liegt vor allem in einem vermeintlich autoritären Führungsstil der verantwortlichen Manager – auch das zeigt der Kelly Global Workforce Index. Mehr als jede vierte Führungskraft (27 Prozent) setzt laut Studienteilnehmer auf einsame Entscheidungen und eine Mitarbeiterführung bzw. Kommunikation nach dem Top-Down-Prinzip. Nach Ansicht der Befragten sollten diese Prinzipien jedoch klar der Vergangenheit angehören.

Das Gegenteil ist erwünscht: Rund 35 Prozent favorisieren einen hohen Grad an Selbstbestimmung, Eigenverantwortung und Entscheidungsfähigkeit. Dieser mit „Empowerment“ bezeichnete Führungsstil ist aber nur einer von mehreren modernen Gegenentwürfen – auch eine ‚demokratische‘ sowie eine ‚emphatische‘ Führungskultur wird von je einem knappen Viertel der Befragten bevorzugt.

Motivation leidet
Die Unzufriedenheit vieler Arbeitnehmer in Deutschland mit dem Führungsverhalten des Managements schlägt natürlich auch auf die Motivation durch: Nicht einmal die Hälfte der Befragten fühlt sich durch ihre Vorgesetzten und die Unternehmensleitung zu besseren Leistungen inspiriert. Und auch die Außenwirkung bzw. die Reputation des Unternehmens leidet indirekt – nur rund 30 Prozent würden positiv über ihren Vorgesetzten sprechen. Für ein Unternehmen, das im Wettbewerb um die besten Talente steht, sind das keine optimalen Voraussetzungen.

„Bereits frühere Studienergebnisse haben gezeigt, dass viele Arbeitnehmer in Deutschland unzufrieden mit ihrer beruflichen Situation und daher überdurchschnittlich wechselbereit sind. Offensichtlich hängt das zu großen Teilen auch mit der jeweiligen gelebten Führungskultur zusammen“, kommentiert Dinette Koolhaas, General Managerin für Westeuropa bei Kelly Services.

Der Wunsch nach einem integrativeren Führungsstil ist aber kein rein deutsches Phänomen. Er zeigt sich in fast jedem Land. In der EMEA-Region existieren jedoch unterschiedliche Präferenzen. Einen von Empowerment geprägten Führungsstil wünschen sich neben den Deutschen vor allem Arbeitnehmer aus der Schweiz und Polen.

Fazit
„Die Ergebnisse machen deutlich, dass die Zeit reif ist für einen Paradigmenwechsel in deutschen Führungsetagen. Welcher Stil sich dabei letzten Endes durchsetzt, wird sich zeigen. Es spricht viel für eine neue Form des Führens, die Verantwortung abgibt und auf Vertrauen sowie Beteiligung setzt. Das bedeutet natürlich auch, dass einerseits hohe Anforderungen an Kommunikationsfähigkeit und Einfühlungsvermögen seitens des Managements und andererseits an das Engagement und die Leistungsbereitschaft der Arbeitnehmer bestehen“, resümiert Dinette Koolhaas.