Pandemie: Ernährungsindustrie steht auch nach 2020 vor Herausforderungen

Nach dem Corona-Jahr: Ernährungsindustrie vor Herausforderungen

Das Jahr 2020 stellte die Ernährungsindustrie vor nie dagewesene Herausforderungen: Die Covid-19-Pandemie führte zu Einschränkungen in der Produktion, zu unterbrochenen Lieferketten und partiellen Einbrüchen der Nachfrage im In- und Ausland. Beim Umsatz erlebten die deutschen Lebensmittelhersteller im Corona-Jahr einen vergleichsweise "milden Verlauf": das Vorjahresergebnis konnte nahezu gehalten werden und betrug rund 185 Milliarden Euro. Innerhalb der Branche gibt es allerdings deutliche Unterschiede, besonders die Lieferanten für die Gemeinschaftsverpflegung wie Kantinen, Mensen und Restaurants, darunter insbesondere die Brauereien und Food-Service-Spezialisten, litten unter den Lockdowns. Während die Verkaufspreise im Inland mit einem Plus von 1,2 Prozent leicht anstiegen, drohen steigende Kosten aus dem Ruder zu laufen.

"Die Ernährungsindustrie hat bereits im Corona-Jahr unter einem erheblichen Kostendruck gelitten. Und dieser Druck verstärkt sich gerade: die Transportlogistik wird immer teurer, die Rohstoffpreise steigen und dazu kommen negative Standortfaktoren wie die höchsten Strompreise in ganz Europa", sagt BVE-Hauptgeschäftsführer Christoph Minhoff. Im Hinblick auf die Bundestagswahlen sagt Minhoff: "Verlässliche Ziele und größtmöglicher Freiraum zu deren Erreichung sind das Credo der Ernährungsindustrie. Denn das vergangene Jahr hat gezeigt, dass die Privatwirtschaft oft schneller, flexibler und pragmatischer auf Herausforderungen reagieren kann, als Politik und Verwaltung. Eine zukünftige Bundesregierung sollte die Branche von der Fessel überbordender Bürokratie befreien, um ihr ausreichende Wertschöpfung zu ermöglichen. Statt Gesetzen und Verboten sind Innovation und Technologie die Schlüssel für nachhaltiges Wachstum."

Auch beim Thema Beschäftigung steht die Branche vor großen Herausforderungen. Während in den letzten Jahren konstant Beschäftigung aufbauen konnte, musste 2020 der erste Beschäftigungsrückgang seit zwölf Jahre verzeichnet werden. Insgesamt beschäftigt die Branche in 6.163 überwiegend kleinen und mittelständischen Betrieben 614.063 Menschen. Das sind etwa 4.700 Menschen weniger als im Jahr zuvor. Wenngleich das Minus von 0,8 Prozent nur gering ausfällt, so hat die Krise und der anhaltende Fachkräftemangel doch den positiven Trend nun unterbrochen. Gleichzeitig gab es auch im Corona-Jahr 2020 13 neue Tarifabschlüsse in den ANG-Mitgliedsverbänden mit einem durchschnittlichen Lohnzuwachs von 2,3 Prozent. Bei einer realen Umsatzentwicklung von -0,8 Prozent gilt es, das anzuerkennen. "Obwohl die Ernährungs- und Genussmittelindustrie gute und verlässliche Arbeitsplätze bietet, verstärkt sich der Fachkräftemangel. Ein Hauptgrund ist die geringe Nachfrage nach Ausbildungsplätzen in der Lebensmittelproduktion. 6 Prozent der Ausbildungsstellen blieben auch 2020 unbesetzt, hier werden jedes Jahr viele Karrierechancen vertan", sagt ANG-Hauptgeschäftsführerin Stefanie Sabet.

2020 zählte die Ernährungs- und Genussmittelindustrie 29.664 Auszubildende, das sind 6 Prozent weniger als im vergangenen Jahr. Die Aus- und Weiterbildung ist für die Sicherung des Fachkräftebedarfs und zur lebenslangen Beschäftigungsfähigkeit der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern von zentraler Bedeutung. "Eine der besten Lösungen für solide Staatshaushalte nach der Krise ist eine positive Beschäftigungsentwicklung, hier brauchen wir jetzt Impulse. Der Fachkräftemangel muss angegangen werden, mobiles Arbeiten benötigt keine Pflicht, sondern ein modernisiertes Arbeitszeitgesetz und schließlich braucht es Freiheiten und Spielräume für eine starke Tarifautonomie" so Sabet.
 

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