Forschung: Antimikrobielle Verpackung für Fleisch

FH Münster starten mit der Universität Bonn das Projekt „Safe-Pack“

Team Projekt „Safe-Pack“

Abgepacktes Fleisch ist im Kühlschrank oder in den Kühlregalen der Supermärkte nur wenige Tage lang haltbar. Denn schon schnell können sich Keime, darunter auch krankmachende, stark vermehren.

Abhilfe schaffen hier sogenannte antimikrobiell wirkende Verpackungen, die das Wachstum von Mikroorganismen hemmen. In dem Projekt „Safe-Pack" forschen Prof. Dr. Martin Kreyenschmidt und Prof. Dr. Reinhard Lorenz vom Institut für Konstruktions- und Funktionsmaterialien (IKFM) der Fachhochschule Münster an einer solchen neuartigen Verpackungsfolie.

Zu den Forschungspartnern gehört die Forschungsgruppe Cold-Chain-Management (CCM) der Universität Bonn unter Leitung von Priv.-Doz. Dr. Judith Kreyenschmidt und neun Wirtschaftsunternehmen. „Safe-Pack" wird vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz aus dem Programm zur Innovationsförderung mit rund 1,9 Millionen Euro gefördert, weitere 800.000 Euro tragen die Projektpartner selbst bei.

„Das Ziel des Forschungsprojektes ist es, Verpackungsmaterialien zu entwickeln, die die Qualität, Haltbarkeit und Lebensmittelsicherheit von Fleisch und Fleischerzeugnissen ohne biozide Ergänzungsstoffe verbessern", erklärt Prof. Dr. Martin Kreyenschmidt vom IKFM. Biozide Substanzen werden derzeit eingesetzt, um die Vermehrung von Keimen in Fleischprodukten zu verringern.

Geringe Kundenakzeptanz für Biozide
Als problematisch erweise sich dabei häufig die Kurzlebigkeit dieser Stoffe, die eingeschränkte Wirksamkeit bei niedrigen Temperaturen sowie geschmackliche und geruchliche Aspekte, die die Qualität des Fleisches negativ beeinflussen, erklärt „Safe-Pack"-Projektleiterin Priv.-Doz. Dr. Judith Kreyenschmidt, vom Institut für Tierwissenschaften der Universität Bonn. „Zudem ist die Kundenakzeptanz für Biozide in Lebensmitteln gering."

Deshalb sollen in dem Projekt „Safe-Pack" antimikrobielle Kunststoffe zum Einsatz kommen, die ohne diese Substanzen auskommen. Hierbei stützen sich die Forschungspartner auf umfangreiche eigene Vorarbeiten zur Herstellung solcher Materialien. „Wir nutzen bei den Kunststoffen einen Mechanismus, der aus der Tier- und Pflanzenwelt adaptiert wurde und sich in der Evolution als sehr erfolgreich erwiesen hat," erklärt Prof. Dr. Reinhard Lorenz. Analog zur Schutzfunktion antimikrobiell wirkender Proteine zeichnen sich diese Kunststoffe durch eine hohe Dichte positiver Oberflächenladungen in Kombination mit einem wasserabweisenden Charakter aus, der zur Zersetzung der Bakterienzellwände führt.

„Die neuen Werkstoffe zeigen im Vergleich zu anderen Materialien auch bei niedrigen Temperaturen eine deutlich bessere Wirkung gegen Keimen", weiß Lorenz. Diese Materialien sollen innerhalb des Forschungsprojektes so weiterentwickelt werden, dass sie zur Beschichtung von Siegelschalen, Saugvlieseinlagen und Folien für die Verpackung von Fleisch eingesetzt werden können.

„Dadurch lässt sich die Haltbarkeit von Fleischprodukten verbessern, was die Ausschussware verringert und somit zur Schonung von wichtigen Ressourcen beiträgt", beschreibt Martin Kreyenschmidt die positiven Auswirkungen der zu erwartenden Forschungsergebnisse.

Hintergrund
Das Projekt „Safe-Pack" wird von der Arbeitsgruppe Cold-Chain-Management der Universität Bonn koordiniert. Beteiligt sind das Institut für Konstruktions- und Funktionsmaterialien (IKFM) der Fachhochschule Münster, vier fleischverarbeitende Betriebe, vier Hersteller von Verpackungssystemen und -maschinen sowie ein Chemieunternehmen.