FMCG-Riesen wachsen während der Pandemie nur schleppend

Studie: Die 50 größten Konsumgüterhersteller der Welt

Covid-19 hat den FMCG-Sektor deutlich beeinflusst

Die internationale Unternehmensberatung OC&C Strategy Consultants untersucht jährlich die relevanten Finanzkennzahlen der Konsumgüterbranche und erstellt auf dieser Basis ein Ranking der 50 international erfolgreichsten FMCG-Riesen. Die aktuelle Analyse für das vergangene Jahr 2020 zeigt, dass die Branche erheblich von Covid-19 ausgebremst wurde: Das durchschnittliche Wachstum der Top 50 betrug nur 1,1 Prozent - nach 3,9 Prozent in 2019 -, das organische Wachstum 1,7 Prozent - nach 3,8 Prozent in 2019 - und die Umsatzmarge sinkt leicht auf 18,4 Prozent (18,7 Prozent in 2019). Insgesamt entwickelten sich die Top 50 sehr unterschiedlich. So hat exakt die Hälfte der im Ranking vertretenen Unternehmen den Umsatz steigern können, während die andere Hälfte - darunter Branchenprimus Nestlé - Umsatzeinbußen verzeichnete. Die Analyse zeigt zudem, dass einige Sektoren deutlich stärker unter der Pandemie zu leiden hatten als andere.

„Die aktuelle Analyse macht bedeutsame Unterschiede innerhalb des FMCG-Sektors sichtbar. Während des Höhepunkts der Pandemie im Jahr 2020 richtete sich die Aufmerksamkeit stark auf boomende Lebensmittelumsätze. Für viele große multinationale Unternehmen waren die Auswirkungen von Covid-19 hingegen weniger positiv, da sie in Kategorien und Vertriebskanälen tätig sind, die geringere Erträge abwarfen“, erklärt Christoph Treiber, Partner bei OC&C und Co-Autor der Studie. Die weltweit umsatzstärksten FMCG-Unternehmen des aktuellen OC&C-Rankings:

1.  Nestlé (Schweiz): 93,6 Milliarden Dollar
2.  Procter & Gamble (USA): 70,6 Milliarden Dollar
3.  Pepsi Co (USA): 70,4 Milliarden Dollar
4.  Unilever (UK / Niederlande): 61,6 Milliarden Dollar
5.  JBS (Brasilien): 51,1 Milliarden Dollar
6.  AB Inbev (Belgien): 46,9 Milliarden Dollar
7.  Tyson Foods (USA): 43,2 Milliarden Dollar
8.  British American Tobacco (GB): 36,3 Milliarden Dollar
9.  L‘Oreal (Frankreich): 34,0 Milliarden Dollar
10. Coca-Cola Company (USA): 33,0 Milliarden Dollar
…   
34.  Henkel (Deutschland): 12,8 Milliarden Dollar

Nestlé führt das Ranking trotz eines Umsatzrückgangs (-8,9 Prozent gegenüber 2019) weiter mit deutlichem Abstand an. Die Verfolger P&G und Pepsi Co liegen fast gleichauf und können mit einem Wachstum von je rund 5 Prozent etwas Boden gut machen. Wachstumsstärkstes Unternehmen unter den Top 50 war der brasilianische Fleischproduzent JBS - das Unternehmen steigert den Umsatz getrieben von einigen strategischen Akquisitionen - um satte 32,3 Prozent. Der einzige deutsche Vertreter im Ranking ist Henkel. Die Düsseldorfer müssen leichte Umsatzverluste hinnehmen, können Platz 34 jedoch verteidigen. Gegenüber dem Vorjahr finden sich unter den Top 50 drei Neueinsteiger: Tingyi (Platz 44, 10,4 Milliarden Dollar) aus China, der weltweit größte Produzent von Instantnudeln, der Tabakwarenproduzent Imperial Tobacco (Platz 45, 10,3 Milliarden Dollar) aus Großbritannien und die Saputo Group (Platz 47, 10,2 Milliarden Dollar), ein Molkereiunternehmen aus Kanada.

Blick in die Sektoren: Nahrungsmittel und Getränke legen zu, Alkohol und Kosmetika verlieren

Viele Unternehmen, die im Ranking einen Sprung nach vorne machen konnten, entstammen dem Nahrungsmittel- und Getränkesektor. Dazu zählen Wilmar International aus Singapur (21,2 Prozent Umsatzwachstum), Conagra aus den USA (15,9 Prozent) und die mexikanische Grupo Bimbo (13,4 Prozent), der weltweit führende Backwarenproduzent. Die Lebensmittelsparten dieser FMCG-Unternehmen profitierten massiv von der global fast flächendeckenden Schließung von Restaurants und Bars im Zuge der Corona-Lockdowns ab dem Frühjahr 2020. Insgesamt steht der Nahrungsmittel- und Getränkesektor für über die Hälfte (52 Prozent) des Gesamtumsatzes der Top 50 und erzielt als Pandemiegewinner ein Umsatzplus von 4,7 Prozent.

Die Sektoren Alkohol und Kosmetik hatten unter der Pandemie hingegen stark zu leiden. Die Absagen zahlreicher Events einerseits sowie der über einen längeren Zeitraum quasi stillgelegten Absatzkanal im Bereich „Travel Retail“ andererseits, hatten teilweise massive Einbußen zur Folge: LVMH (-19,4 Prozent), die Heineken Holding (-17,7 Prozent) und Diageo (-8,3 Prozent) musste beispielsweise starke Umsatzrückgänge hinnehmen, wobei der Bereich Bier und Spirituosen sektorübergreifend einen Rückgang von -8,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr zu verkraften hatte. „Das Ausmaß des Umsatzrückgangs bei einigen der größeren Konsumgüterhersteller ist frappierend. So wurden vielfach Gewinne aufgezehrt, die zuvor mühsam durch Portfolioverlagerungen - weg von weniger wachstumsstarken Kategorien - erzielt wurden. Dieser Entwicklung wurde in fast allen Sektoren mit geringeren Marketingausgaben begegnet. Eine Ausnahme ist der Bereich Haushalts- und Körperpflegeprodukte. Henkel hat die Marketing-Spendings 2020 mit +3,4 Prozent hier am stärksten erhöht“, so Christoph Treiber.

M&A-Aktivitäten verlieren massiv an Dynamik

Die M&A-Aktivitäten in der FMCG-Branche sind im Jahr 2020 deutlich zurückgegangen - sowohl was den Gesamtwert der Transaktionen als auch deren Umfang betrifft. So hat sich die durchschnittliche Transaktionsgröße von 0,94 Milliarden Dollar im Jahr 2019 auf 0,49 Milliarden Dollar im Jahr 2020 fast halbiert. Der Gesamtwert der Transaktionen in der FMCG-Branche beträgt im Vergleich zu den Vorjahren mit 22 Milliarden Dollar weniger als die Hälfte des Wertes von 2019 (48 Milliarden Dollar) und sogar weniger als ein Zehntel des Wertes von 2015 (226 Milliarden Dollar). Bei den multinationalen Unternehmen, die Fusionen und Übernahmen tätigten, handelte es sich um Unternehmen, die aus einer Position der Stärke heraus langfristig investieren wollten. Dazu gehört Nestlé, das mit der Übernahme des Pharmaunternehmens Aimmune seine technologischen Fähigkeiten ausbauen wollte. Andere nutzten Fusionen und Übernahmen, um ihre Gewinne zu schützen oder sich auf ihre Kernkompetenzen zu konzentrieren. Kraft Heinz und AB Inbev gehörten zu den Unternehmen, die sich von Vermögenswerten trennten, um ihre Verschuldungsquote zu verringern.

„Die M&A-Aktivitäten waren weit weniger dynamisch als in den Vorjahren. Einige Player haben mit Übernahmen ihre Online-Kompetenzen ausgebaut - so etwa Colgate mit dem Kauf von Hello Products oder das Investment von Danone in Sun Genomics. Das sind kluge Investitionen, da die online erzielten Umsätze 2020 in allen Kategorien zugenommen haben - eine Entwicklung, die nach der Pandemie Bestand haben wird. Die Verfügbarkeit günstiger Finanzmittel und der Wunsch, sich an die neue Normalität anzupassen, haben die Fusions- und Übernahmetätigkeiten in diesem Jahr erheblich befeuert“, prognostiziert Christoph Treiber.

FMCG-Riesen investieren signifikant in Nachhaltigkeit

Das Thema Nachhaltigkeit genießt derzeit auch bei den größten Konsumgüterherstellern hohe Priorität. Eine im Rahmen der Analyse durchgeführte OC&C-Verbraucherumfrage ergab, dass den Konsumenten Nachhaltigkeitsthemen heute wichtiger sind als vor der Pandemie, wobei insbesondere soziale Aspekte und Gemeinwohlbelange eine größere Rolle spielen. Die 10 weltweit größten FMCG-Unternehmen haben dies bereits verinnerlicht. Sie verfolgen zahlreiche Nachhaltigkeitsthemen und haben sich zu einer breiten Palette von ESG-Zielen verpflichtet. Die Strategien haben sich dabei von Maßnahmen mit einem Fokus auf umweltbezogene Initiativen hin zu einem vielfältigeren Ansatz entwickelt. So hat sich P&G verpflichtet, bis 2025 insgesamt 200 Millionen Dollar für die gezielte Zusammenarbeit mit von Frauen geführten Unternehmen in den Regionen Asien-Pazifik, Naher Osten und Afrika zu investieren und möchte bis Ende 2022 die Managementpositionen bei P&G in den genannten Regionen zu gleichen Teilen mit Männern und Frauen besetzt haben. Nestlé hat sich auf die Fahnen geschrieben, mögliche Auswirkungen der Geschäftsaktivitäten auf Menschenrechte noch strenger unter die Lupe zu nehmen und zu verfolgen. Zudem planen die Schweizer in den kommenden fünf Jahren 3,6 Milliarden Dollar zu investieren, um die nachhaltige Entwicklung des Unternehmens weiter auszubauen.
 

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