Ernährungsindustrie: Sorge über Rohstoffpreise

Politik muss Lebensmitteln Vorrang geben

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Die Ernährungsindustrie sorgt sich angesichts der aktuellen Ernteprognosen um ihre Rohstoffkosten. Seit Jahresbeginn sind die Weltmarktpreise für wichtige Agrarrohstoffe um rund 20% gestiegen. Der Trend steuert aufgrund der Dürreperiode in den USA und schwacher Ernten in anderen wichtigen Erzeugerländern erneut auf Höchststände zu.

Für die Lebensmittelindustrie sind Agrarrohstoffe entscheidende Faktoren für die Kostenkalkulation und die ohnehin angespannte Ertragslage. Aufgrund bestehender Lieferverträge kann die Ernährungsindustrie höhere Rohstoffpreise kurzfristig nur schwer an ihre Kunden weitergeben. Mittelfristig werden die Preise auch für die deutschen Verbraucher steigen, insbesondere wenn sich die Rohstoffpreissituation weiter verschärft.

BVE stellt Forderungen an die Politik
Die Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE) fordert die Politik in Deutschland und Europa auf, alle Maßnahmen zu prüfen, die die Situation an den Agrarrohstoffmärkten verbessern können und auf Regulierungen zu verzichten, die die Rohstoffe weiter verknappen würden. "Angesichts der aktuellen Preissituation und der weltweit steigenden Nachfrage nach Lebensmitteln gehen die Vorschläge der EU-Kommission zur ökologischen Stilllegung von 7% der landwirtschaftlichen Produktionsfläche völlig an den Markterfordernissen vorbei", kommentiert Jürgen Abraham, Vorsitzender der BVE, die "Greening"-Vorschläge im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik nach 2013.

Er fordert: "Die Agrar- und Energiepolitik darf nicht zu einer weiteren Verteuerung von Agrarrohstoffen führen. Oberstes Ziel von Wirtschaft und Politik muss es sein, die Rohstoffversorgung für die Lebensmittelindustrie zu bezahlbaren Preisen sicherzustellen." Entscheidend ist in der aktuellen Lage auch, dass international besonnen reagiert wird. Auf handelsbeschränkende Maßnahmen wie Ausfuhrverbote sollten die Regierungen verzichten, um die Lage an den Märkten nicht weiter zu verschärfen.

Hintergrund
Die Ernährungsindustrie ist mit 550.000 Beschäftigten der viertgrößte Industriezweig in Deutschland und verarbeitet rund 70% der landwirtschaftlichen Rohstoffe zu Lebensmitteln. Die Preise für Lebensmittel sind in den letzten 30 Jahren nur halb so stark gestiegen wie die allgemeinen Lebenshaltungskosten und hatten damit eine stark inflationsdämpfende Wirkung - eine Leistung der Ernährungswirtschaft, die nicht leichtfertig durch politische Fehlanreize aufs Spiel gesetzt werden darf.