Biogasrat e.V. bezieht Stellung zur Kritik

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Der Biogasrat e.V. zeigt sich verwundert über die Studie der Leopoldina, Nationale Akademie der Wissenschaften, "Bioenergie: Möglichkeiten und Grenzen" (LMV-online.de berichtete).

Reinhard Schultz, Geschäftsführer des Biogasrat e.V.: "Ein Sammelsurium an interessanten Fakten, Vorurteilen, Halbwahrheiten und Fehlern, offensichtlich zusammengeschustert ohne roten Faden. Die Empfehlungen haben zu großen Teilen nichts mit den vorgetragenen Fakten zu tun - sie standen offenbar schon vorher fest. Auf viele gute Fragen, die die Leopoldina aufwirft, gibt es längst belastbare und wissenschaftlich abgesicherte Antworten, wie die jüngste Stellungnahme des BioÖkonomieRates und des IPPC zur großen Rolle der Biomasse für die Energiezukunft beweisen."

Schultz kritisiert, dass die Leopoldina fast immer flüssige Biokraftstoffe meine, wenn von Bioenergie die Rede ist. Probleme der Nachhaltigkeit in anderen Ländern würden bruchlos auf Europa und Deutschland übertragen. Die Aussagen über die Verfügbarkeit von Flächen für den Energiepflanzenanbau widersprechen allen nationalen und internationalen Studien - auch den Aussagen des deutschen Landwirtschaftsministeriums. Weder die Lebensmittelpreise noch der Hunger in manchen Ländern haben irgendetwas mit Bioenergien zu tun, sondern sind Ergebnis von Welthandelsstrukturen, die Preisspekulationen Vorschub leisten und nachhaltigen Ackerbau in Entwicklungsländer verhindern. Kritische Hinweise der Leopoldina auf die Treibhausgasbilanz von Bioenergien seien längst Gegenstand politischer Gestaltung, so Schultz weiter.

Biokraftstoffe müssen schon heute 35 Prozent Treibhausgasminderung gegenüber dem europäischen Kraftstoffmix nachweisen, 2018 werden es 70 Prozent sein. Bei der Biogasproduktion muss nachgewiesen werden, dass möglichst kein Methan unkontrolliert freigesetzt wird und durch die Substitution von Phosphatdünger durch Gärreste leisten Biogasanlagen längst einen zusätzlichen Beitrag zum vernünftigen Nährstoffmanagement. So reduziert die Güllevergärung die Belastung für das Grundwasser auf ein Minimum und verhindert unkontrollierte Methanbildung auf dem Acker.

"Die Annahmen und Datengrundlagen der sogenannten Nationalen Akademie der Wissenschaften sind entweder veraltet oder von vornherein falsch. Keiner der beteiligten Autoren hat sich offenbar mit der Praxis der Bioenergieproduktion und -nutzung, noch mit den rechtlichen Rahmenbedingungen befasst. Ich bezweifele, dass die im Impressum genannten Mitglieder der Arbeitsgruppe Bioenergie der Leopoldina, bei denen sich der Herausgeber für das Lesen der einzelnen Kapitel bedankt, an der Arbeit wirklich beteiligt waren", kritisiert Reinhard Schultz.

Die Hinweise der Leopoldina, künftig verstärkt organische Reststoffe für die Biogasproduktion zu nutzen, teile der Biogasrat ausdrücklich. Der Vorschlag allerdings, mehr Photovoltaik und Windkraft anstelle von Biomasse für die Energieversorgung bereitzustellen, sei - zumindest auf Photovoltaik bezogen - geradezu aberwitzig, so Schultz.

Der Biogasrat will in den nächsten Wochen eine ausführliche Stellungnahme vorlegen.