Keg-Alternative: Start-up produziert Bier aus Bag-in-Box-Verpackungen

Drei Kreuzfahrtschiffe nutzen bereits das Beer-in-Box-System. Die Cruiser schenken unter anderem Ankerbräu aus

Bag-in-Box-Systeme für Getränke sind weitverbreitet. Es gibt sie für Wein, Fruchtsaft und Erfrischungsgetränke. Kohlensäurehaltiges Bier dagegen zapft der Wirt in der Regel aus Kegs. Das könnte sich bald ändern. Mit einem neuartigen System gelang Carbotek Systems die Beer-in-Box-Kombination. Bei der Technik für die Zapfanlage wählten die Techniker eine Xylem-Getränkepumpe Marke Flojet.

Bei einem Ausstoß von 10.000 Hektolitern jährlich setzt Koch dafür Kosten von 1,10 Euro pro Hektoliter an. Hinzu kommen rund 300 Euro für die sogenannte Carbo-Box, bestehend aus Pumpe und Carbonator. Zu berücksichtigen sind auch Verpackungsmaterial und Logistikkosten. Bei all diesen Faktoren schneidet ein Keg-System deutlich teurer ab, besonders signifikant beim Produktionsequipment, beim Verpackungsmaterial und den Logistikkosten über weite Distanzen ab 500 km oder Überseetransport.

Mittelgroße Brauereien setzen Beer-in-Box schneller ein  – besonders in England
Eine große Idee, die überzeugt – aber ihre Zeit braucht. Mittelständische Brauereien seien schneller bereit, von Kegs auf Beer-in-Box umzustellen oder beides nebeneinander zu betreiben, so die Erfahrung des Carbotek-Geschäftsführers. „Bei den Großkonzernen dauern diese Entscheidungen sehr lange, da viele Abteilungen daran beteiligt sind. Und auch deutsche Brauereien tun sich schwer mit der Umstellung.“ Großprojekte finden sich daher bislang vor allem in Übersee, in Brasilien beispielsweise. Besonders gut entwickelt sich der englische Markt, für den die Beer-in-Box-Lösung auch für den Inlandsversand gerne genutzt wird. In der Regel befindet sich das Zapfsystem mit Carbonator und Pumpe dort für zwei oder drei Biersorten im Einsatz hinterm Tresen, einträchtig neben konventionellen Keg-Zapfanlagen.

Den Brauereien, die die Carbotek-Lösung einsetzen, empfiehlt Koch eine Füller-Lösung des Anlagenbauers Alfa Laval. Wählt die Brauerei aber ein Füllersystem eines anderen Anlagenbauers, unterstützt Carbotek ebenfalls bei eventuell nötigen Anpassungen. Das Nördlinger Startup beschränkt sich auf der Produktionsseite jedoch auf die Engineering-Leistung zur Implementierung der Technik für die Entgasung und Abfüllung.

Qualitätsverbesserung durch elektronische Carbonatoren
Die Carbonisierungstechnik dagegen entsteht in der neuen kleinen Produktion bei Carbotek direkt. Und dort stehen die Zeichen auf Optimierung und Weiterentwicklung. „Die Zukunft sind elektronische Carbonatoren die sehr genaue CO2 Zielwerte ermöglichen“, erläutert Koch bei der Frage nach zukünftigen Weiterentwicklungspotenzialen. Auch könne man den Systemansatz für Bag-in-Box auf andere schaumbildende Getränke erweitern, etwa Cider. Und auch das Zusammenführen mehrerer Flüssigkeitsströme und Gase ist  denkbar. „Das heute schon in vielen Brauereien erzeugte High Gravity-Beer könnte man somit in Beer-in-Box-Verpackungen ausliefern und erst vor Ort durch die Zugabe von Wasser und CO2 fertigstellen“, konkretisiert der Carbotek-Geschäftsführer eine weitere Idee.